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Meldungsarchiv

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   Meldungen 2021: 


Ausstellung im Kreuzgang schon im Januar

Das Landsratsamt hat kurzfristig den Kreuzgang für eine größere Ausstellung zur Verfügung gestellt. Drei unserer Vitrinen sind dort ohnehin seit knapp 2 Jahren zu sehen. Nun kommen nochmals 13 Vitrinen und Schautafeln hinzu. Geplant ist, die Ausstellung im Januar dort fertigzustellen und dann der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.


Landrat Helmut Petz zur Raumsuche:


Sehr geehrte Mitglieder des Archäologischen Vereins,
liebe Freundinnen und Freunde der lokalen Geschichte,

bereits seit 33 Jahren erforscht der Archäologische Verein Freising die
Geschichte des Landkreises. Seither nimmt er uns immer wieder mit
auf Reisen in die Vergangenheit, die bis ins Paläolithikum, das heißt in
eine Zeit zwischen 600.000 und 10.000 vor Christus, zurückreichen.
Aus dieser Zeit stammt der altpaläolithische Faustkeil von Reith, der
zum Einsatz kam, als der Homo erectus in unseren Breiten auf die
Jagd ging.
Die wertvolle Sammlung des Archäologischen Vereins beinhaltet
zahlreiche weitere Schätze – darunter unter anderem der
Hochzeitsbecher von Murr aus der Münchshöfener Kultur, eine
ältestbandkeramische Flasche aus Niederhummel, das Brotlaibidol
vom Freisinger Domberg oder Schmuckfunde aus Mauern-Alpersdorf.
Mit dem Übergabevertrag von 2013 wurden die Funde offiziell an den
Landkreis Freising übergeben. Seither machen Landkreis und
Archäologischer Verein gemeinsame Sache: Der Verein betreut die
Funde, der Landkreis stellt Räume und Mittel für deren sachgemäße
Lagerung und für Ausstellungen zur Verfügung.
Auch deshalb ist es uns ein großes Anliegen, gemeinsam mit dem
Archäologischen Verein die zahlreichen Fundstücke, die derzeit
größtenteils im Landkreisdepot untergebracht sind, aus ihren Kisten
und Kartons zu befreien. Wir haben auch schon eine Idee, wie das
gelingen könnte: Seit geraumer Zeit gibt es Überlegungen, Teile des
ehemaligen Stabsgebäudes für kulturelle Nutzungen freizugeben.
Dazu haben uns auch schon zahlreiche Anfragen erreicht. Der
Archäologische Verein steht hierbei aber an oberster Stelle. Zwar
benötigt der Landkreis den größten Teil des Gebäudes für eigene
Zwecke, insbesondere für Arbeitsplätze des Landratsamts. Die sollen
aber im Erdgeschoss und im ersten Stock untergebracht werden. Für
andere Bedarfe verbleibt das Dachgeschoß mit vielen Räumen

unterschiedlicher Größe. Sicherlich finden wir dort auch Räume für
Ausstellungen, fürs Archiv und den Archäologischen Verein selbst.
Unsere Fachleute vom Kommunalen Hochbau haben bereits
Brandschutz, Parkplätze und Barrierefreiheit in den Blick genommen
und die geplanten Nutzungen dem Kreistag präsentiert – und grünes
Licht erhalten. Damit können die notwendigen Maßnahmen
umgesetzt werden. Das Dachgeschoß des Stabsgebäudes ist
voraussichtlich ab Mai 2022 nutzbar.
Lassen Sie uns dann die Geschichte des Landkreises Freising im
Stabsgebäude gemeinsam ins öffentliche Licht rücken.
Ich freu mich auf die weitere Zusammenarbeit!
Helmut Petz
Landrat

 


 

Hauptversammlung

Die Hauptversammlung findet im November
als Onlineveranstaltung statt.

Mitglieder bereiten dies derzeit vor, die Einnladung ergeht in Kürze!

Hierzu ergeht in Kürze ein Rundschreiben, das in Vorbereitung ist. Der usprüngliche Termin konnte nicht rechtzeitig geladen werden. In Sachen Räumlichkeiten deutet sich ein Durchbruch an, so dass wir dies auf der Hauptversammlung präsentieren können.

Tagesordnung:
Rechenschaftsbericht
Kassenbericht und Kassenprüfung
Entlastung der Vorstandschaft
Neuwahlen


Wichtig: Das Hygienekonzept sieht vor, dass nur Getestete, Genesene und Geimpfte tilnehmen dürfen. Ferner kann die Veranstaltung aufgrund des Konzepts und auf vielfachen Wunsch nur stattfinden, wenn die Inzidenz unter 100 liegt. Aufgrund Planungssicherheit ist als Stichtag eine Woche vor dem Termin vorgesehen. Die Neuwahlen finden dann per Briefwahl oder Onlinewahl statt.

Bitte achten sie daher auf die Bekanntmachungen in Presse und Homepage


 

Prodeinotherium bavaricum
(Fotos und Text: Scheidl)

Kürzlich entdeckte Martin Schreiner im Kies des Abbaus der Fa. Kronthaler einen versteinerten Knochen, den er dem 1. Vorsitzenden, Lorenz Scheidl übergeben hat.

Weitere Begutachtungen des Objektes durch Hubert Reithmeier ergaben, dass es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Metatarsus des Prodeinotherium bavaricum handelt. Funde dieses, auch Hauerelefant, genannten Tieres gab es bereits im Jahr 1977 im gleichen Kiesabbau. Das Tier hat im mittleren Miozän vor ca. 14-15 Millionen Jahren gelebt.

Bemerkenswert sind die extrem gut erkennbaren Details am Knochen, wie Abnutzungsspuren.

Alles in Allem ein toller Fund, für den wir uns bei Herrn Schreiner bedanken! Er wird in jedem Fall in einer neuen Ausstellung seinen Platz finden.

 

 


Neues aus Niederhummel
(Text und Bilder: Hubert Reithmeier)

Feldbegehungen im Bereich Niederhummel nördlich der ehemaligen B11 erbrachten wieder gute Funde.Neben allgemein neolithischer Keramik und verschiedenen Silexabschlägen konnte eine kleine Pfeilspitze geborgen werden.

Ein besonderer Fund glückte Herrn Christian Schwab von der Firma Euralis. Ein im ersten Moment unscheinbares Keramikstück erwies sich als sogenannte „Tonperle“. Es handelt sich um ein walzenförmiges Objekt aus Keramik, gemagert mit feinem Sand und organischen Bestandteilen.

Die Länge beträgt ca. 75 mm, der Durchmesser ca. 23 mm. Es ist eine axiale (durchgehende?) Bohrung mit 4 mm Durchmesser erkennbar.

Diese „Tonperlen“ sind bisher in Altbayern aus lediglich zwei Grubenbefunden bekannt (vgl. F. Eibl Die bayerische Gruppe der Stichbandkeramik… Saarbrücken 2016 S. 379 f). Die Funktion der Tonperlen ist bisher unbekannt.

Typologisch stammen diese Objekte eher aus dem westlichen mediterranen Raum, nicht dem üblichen östlichen donauländischen Traditionsstrang.

Zeitlich lässt sich das gefundene Objekt in das ältere bis jüngere Oberlauterbach einordnen. Für die Bestimmung und Datierung danken wir Herrn Dr. Florian Eibl, Kreisarchäologie Dingolfing-Landau,  ganz herzlich.


 

 



 


Aktuelles


Auch wenn man in der Öffentlichkeit, auch aufgrund der Pandemie, nicht viel davon mitbekommt, so drehen sich die Räder im Verein im Hintergrund.

Aktuell werden Räumlichkeiten für die Hauptversammlung geasucht und dann ein Hygienekonzept erarbeitet. Es wird versucht die Versammlung noch im August über die Bühne zu bringen.

Unbefriedigend ist immer noch die Raumsituation. Die Vorstandschaft hat bereits im August 2020 klare Mindestanforderungen für eine Unterbringung von Depot und Ausstellung erarbeitet und vorgelegt. Nun ist das Landratsamt am Zuge um geeignete Räumlichkeiten vorzuschlagen, über die dann in einer Mitgliederbefragung abgestimmt werden kann. Die Mindestanforderungen sind beispielsweise eine zentrale Lage, Barrierefreiheit und vor allem eine langfristige Prespektive, damit die Funde nicht alle paar Jahre den Gefahren einer Umlagerung ausgesetzt werden müssen. 

Auch Neufunde gibt es zu verzeichnen. Beispielsweise ein versteinerter Knochen aus dem Kiesabbau, der vermutlich dem Deinotherium (Prodeinotherium) bavaricum zuzuordnen ist, einem sog. Hauerelefanten. (wir berichten ausführlich)
 
Wenn sich die Infektionslage nicht weiter verschlechtert kann es heuer noch eine Wanderung am Geschichtswanderweg Mauern, sowie ein Vortragsprogramm geben. Geplant ist hierbei, in die Fläche zu gehen und auch in Gemeindem aufzutreten, die bislang vom Verein noch wenig beachtet wurden.

Ob und wo ein Maustag stattfinden kann ist derzeit noch völlig unklar.


 

Brotlaibidol reist zur Himmelsscheibe

Kürzlich wurde das Brotlaibidol vom Freisinger Domberg abgeholt um in der Landesausstellung "Die Welt der Himmelsscheibe von Nebra - neue Horizonte" in Halle präsentiert zu werden. Die Ausstellung findet vom 4.06.21-9.01.22 im Landesmuseum für Vorgeschichte statt.
Das Brotlaibidol gehört zu den bedeutendsten bronzezeitlichen Funden in Deutschland und wurde in den 1970er Jahren von Erwin Neumair und vielen Helfern bei den Notgrabungen auf dem Domberg entdeckt. Die Bedeutung der Brotlaibidole ist weiterhin unklar. Die Deutungen reichen von Objekten, die für den Handel von Bedeutung sind, über Kultobjekte, bis hin zu frühen Schriftformen.

 Für den Archäologischen Verein ist es eine grosse Ehre, dass dieser Fund eine derartige Würdigung erfährt.



Brotlaibidol vom Freisinger Domberg (Foto: Poschner)

 


Grabung in Mauern Alpersdorf

In Mauern-Alpersdorf wurde kürzlich erneut eine Grabung notwendig. Ursprünglich waren nur die Baufenster ergraben worden. Für das neue kommunale Wohnprojekt, das erschwingliches Wohnen in Mauern ermöglichen soll, musten die Baufenster angepasst werden und dadurch auch ein großer Teil des verbliebenen Bodendenkmals überplant.
Nach einem Anruf von Bürgermeister Georg Krojer stand der Verein sofort Gewehr bei Fuß und sagte Unterstützung bei der zeitkritischen Grabung zu. Auch seitens der Bauleitung wurde alles Nötige sofort in die Wege geleitet. So konnte bereits in der Folgewoche die Grabung unter Leitung der Firma Neupert und Simm beginnen.
Bei der Grabung wurden erwartungsgemäß Befunde und Funde aus der Stichbandkeramik entdeckt. Nach erstem Sichten des Fundgutes handelt es sich weitgehend um Fundmaterial aus der späteren Phase der SBK und der Frühphase der OLG. Über die Ergebnisse wird weiter berichtet.

Fotos der Grabung (Reithmeier/ Scharlach):

 


 


 


Lehrfilm über den Neandertaler

Nach dem erfolgreichen Lehrfilm zur Keramik der Jungsteinzeit für die Studenten der Vor– und Frühgeschichte an der Universität München haben sich Mitglieder des Archäologischen Vereins im Landkreis Freising unter der Leitung von Dr. Martinus Fesq-Martin ein neues Projekt vorgenommen: Ein Film über den Neandertaler. Idealer Anknüpfungspunkt ist hierfür der im nördlichen Landkreis Freising gefundene Faustkeil. Vor einigen Jahrzehnten bemerkte Frau Marianne Schwaiger aus Osseltshausen auf einem frisch aufgekiesten Weg einen ungewöhnlichen Stein, der ihr wegen seines leichten Glanzes und seiner Größe auffiel. Der Kies stammte aus dem benachbarten Reith. Am Faustkeil waren Spuren einer Bearbeitung zu erkennen. Er ist 14 cm lang und bis zu 8,2 cm breit, besteht aus Arnhofener Plattensilex und dürfte damit der älteste Vertreter der Abensberg-Arnhofener Bergbauregion sein. Das Arnhofener Herkunftsgebiet ist angesichts der relativ kurzen Distanz zum Fundort (ca. 35 km Luftlinie) nicht verwunderlich. Mit Hilfe von hochauflösenden 3D–Scans wurde der Faustkeil aus dem Landkreis Freising jetzt eingehend von Wissenschaftlern der Universitäten München   und Augsburg studiert. Die Archäologin Dr. Caroline von Nicolai, die an der LMU München die Vorgeschichte des Alpenraumes erforscht, erklärt: „Bei dem bemerkenswerten Fundstück von Reith handelt es sich um einen sogenannten Micoquien Keil.“ Vergleichbare Stücke sind auch aus dem nördlich gelegenen Altmühlthal bekannt, so dass der Faustkeil, oder besser Keilmesser, von Reith sehr gut in die Verbreitung von Funden aus der mittleren Altsteinzeit in Südbayern passt. Der Biologe Dr. Martinus Fesq-Martin urteilt über den ältesten Fund im Landkreis Freising: „Bei dieser archäologischen Zeitstellung kommt eigentlich nur der Homo neanderthalensis als Erzeuger des altsteinzeitlichen Werkzeugs in Frage.“ Der Forscher und Lehrer vom Archäologischen Verein Freising hat sich auf die Geschichte von Landschaft spezialisiert. „Das hohe Alter des Keilmessers lädt die Region geradezu mit kulturgeschichtlicher Tiefe und Bedeutung auf!“ erklärt Fesq-Martin sein Interesse an dem herausragenden Objekt. Gerade aus der Spätphase von Homo neanderthalensis sind in den letzten Jahren bemerkenswerte Einsichten zur Kultur dieser altsteinzeitlichen Menschen gewonnen worden. So wurden unerwartete Nachweise wie der Verwendung von Rabenfedern und Adlerkrallen gemacht.



Foto (AVFS): Schematische Skizze der Handhabung des Faustkeils von Reith


Scherben vom Acker - Archäologischer Verein im Radio

Unter dem Titel "Scherben vom Acker - Landwirte als Archäologen" lief kürzlich eine Radiosendung auf Bayern 2. Auch der Archäologische Verein kam mit den beiden Vorsitzenden hier zu Wort. Die Sendung gibt es als Podcast zum nachhören.

Podcast: https://www.br.de/mediathek/podcast/radioreportage/scherben-vom-acker-landwirte-als-archaeologen/1804920


Rechenschaftsbericht des 1. Vorsitzenden, Scheidl Lorenz 2020

Das Archäologische Jahr im Landkreis begann voller Tatendrang und mit vielen Projekten, die geplant waren. Dann kam Corona und mit einem Schlag war alles anders.

Lange und oft wurde im Vorstand debattiert, wie und ob eine Jahreshauptversammlung als Präsenzveranstaltung noch möglich ist, nachdem der Termin im Frühjahr durch die Corona-Pandemie gestrichen werden musste. Zahlreiche Hürden standen im Weg. So fand sich kein Ort um eine große Zahl an Mitgliedern dort unterbringen zu können. In der Klosterbibliothek wären maximal 15 Gäste erlaubt gewesen. Zudem wäre ein Hygienekonzept mit massiven Auflagen notwendig gewesen und auch die Planungssicherheit hierfür fehlte. Was heute gilt, ist in vier Wochen womöglich bereits wieder komplett anders, da sich die Lage leider oft täglich ändert. Der absolut wichtigste Punkt aber war die Sicherheit unserer Mitglieder. Bei einem Sportverein mit jungen Leuten, hätten wir keine Bedenken gehabt, aber der Archäologische Verein besteht zu einem großen Teil aus Personen die der Hochrisikogruppe angehören. Für diese ist eine Präsenzveranstaltung schlicht nicht zumutbar, weshalb wir uns für die Möglichkeit entschieden haben, die Versammlung schriftlich abzuhalten. Das Vereinsrecht lässt dies glücklicherweise für die Dauer der Pandemie zu.

Rückblick
Leider hat Corona dazu geführt, dass kaum Veranstaltungen möglich waren. Zunächst gab es noch die Ausstellung in Mauern, die bis zuletzt stark besucht war und nahezu 800 Gäste anlockte. Nach der Schließung im März durfte leider nicht wiedereröffnet werden und die Räume wurden ihrer vorgesehenen Folgenutzung zugeführt. Die Ausstellung ist nun eingelagert bis eine neue Lösung gefunden ist.

Zusammen mit dem Landkreis wird aktuell an einem Konzept gearbeitet, wo und wie zukünftig ausgestellt werden soll. Ebenso ist immer noch nicht abschließend geklärt, wo die Funde, Arbeitsräume, Bibliothek, usw. untergebracht werden können. Im vorhandenen Depot, das seit der Sanierung nur mit einem Teil der Funde bestückt werden konnte, fehlt bereits jetzt wieder der Platz für weitere Einlagerungen. Die Statik lässt kein weiteres Gewicht zu, wodurch beispielsweise für die zahlreiche Literatur und die Vereins-publikationen keine Lagermöglichkeiten mehr bestehen. Auch das Zweigdepot in Moosburg kommt zusehends an seine Grenzen. Diskutiert werden derzeit verschiedene Alternativen und Vorschläge. Denkbar ist eine Aufsplittung der Räume innerhalb des Landratsamtes mit eventueller Nutzung der ehemaligen Sparkasse als Ausstellung, was aber kurz – bis mittelfristig nicht realisierbar ist. Auch über eine temporäre Auslagerung von allem, was keinen Platz mehr findet in das frisch erworbene Stabsgebäude der Stein-Kaserne wird nachgedacht. Dort ist auch eine zeitlich befristete, größere Ausstellung denkbar. Eine Perspektive, die das Landratsamt uns mittelfristig vorgeschlagen hat, ist ein kompletter Umzug des gesamten Depots, inklusive Ausstellung dorthin, nachdem das Gebäude in einigen Jahren saniert ist. Dies hätte viele Vorteile, aber auch Nachteile, was es sorgsam gegeneinander abzuwägen gilt. Zu den genauen Möglichkeiten wird es Anfang des neuen Jahres Details geben.

Aufgrund der hohen Tragweite der Entscheidungen, die auch noch für die Vereinsarbeit der kommenden Jahrzehnte von hoher Bedeutung sein werden, soll es mit den Neuwahlen eine Mitgliederbefragung geben. Die Vorstandschaft ist der Ansicht, dass solche weitreichenden Beschlüsse nicht vom Gremium allein getragen werden können.

Eine wahre Erfolgsgeschichte ist der historische Wanderweg in Mauern, der im September feierlich eingeweiht wurde. Bürgermeister Georg Krojer überreichte dem Verein für seine Arbeit einen Scheck über 300€. Seit der Eröffnung fand noch eine geführte Wanderung für den Gartenbauverein statt, dann kam Corona zurück und so ist der Weg aktuell nur im kleinen Rahmen zu erwandern, was auch rege angenommen wird.

Die Uni München drehte mit Funden des Vereins unter Federführung von Frau Dr. Caroline von Nicolai (Institut für Vor– und Frühgeschichte) ein Lehrvideo für die Studenten. Die Vorlesungen konnte so trotz Corona lebendig gestaltet werden.

Weiterhin ruhte die Forschungsarbeit nicht und einige Feldbegehungen brachten interessante Ergebnisse, z.B. aus dem Bereich Niederhummel, aber auch aus Zieglberg.

Für Ärger sorgte noch im Frühjahr die Entscheidung des scheidenden Landrates, die Kreisheimatpflege an die Kreisarchäologie zu geben. Damit verbunden wäre ein Verlust vieler Kompetenzen gewesen und auch die Sinnhaftigkeit einer Kreisheimatpflege bei der Kreisarchäologie ist zweifelhaft. Ein Kreisarchäologe hat aufgrund seines Amtes bereits alle Kompetenzen die er benötigt und bekommt mit der Heimatpflege keine weiteren hinzu. Die Kreisheimatpflege wurde auch dazu ins Leben gerufen um das Bindeglied zwischen Hauptamt und Ehrenamt zu sein und so verwundert es auch nicht, dass in ganz Bayern sonst kein Kreisarchäologe auch Heimatpfleger ist, sondern diese Position laut unseren Recherchen überall durch Ehrenamtler besetzt sind. Aufgrund von Corona passierte lange nichts und im Sommer wurde der Vorgang dann in der Presse abgedruckt.

Die Wellen schlugen erwartungsgemäß sehr hoch und der Vorstand erhielt sehr viele und vor allem auch sehr emotionale Reaktionen der Mitglieder zu dem Vorgang. Landrat Helmut Petz rief noch aus dem Wochenende beim ersten Vorsitzenden an und es folgte ein sehr konstruktives Gespräch. Eine kurz darauf eiligst einberufene Krisensitzung brachte die erhoffte Klärung. Zwar konnte Petz die Entscheidungen nicht rückgängig machen, aber dem Verein wurden umfänglich die Rechte der Heimatpflege und archäologischer Arbeit zugesichert, wie sie bislang bestanden haben.  Zudem wird nun Klarheit darüber geschaffen, welche Aufgaben der Verein und welche der Kreisarchäologie obliegen, um die Stärken beider Seiten zu bündeln. So konnte doch noch aus der Not eine Tugend gemacht werden.

Ausblick
Für das neue Jahr wird es zunächst heißen: Sparflamme! Zwar war sehr viel geplant, doch was davon noch möglich sein wird, bleibt abzuwarten.
So standen eine Ausstellung in Wang, der Maus-Türöffner Tag in Freising und einiges an Vorträgen auf dem Programm. Das Brotlaibidol soll in Halle ausgestellt werden.

Sicher ist, dass wir alles daransetzen, möglichst schnell wieder ein vernünftiges Programm zu bieten, wann das beginnen kann, steht nicht fest.

Weiteres
Vom Stadtmuseum kam die Anfrage an uns, ob die Leihe von Gefäßen des Dombergs, die seinerzeit von Erwin Neumair auf den Weg gebracht wurde, fortgesetzt und ggf. etwas erweitert werden könne. Bislang waren drei kleinere bronzezeitliche Gefäße ausgestellt, die mit Sanierungsbeginn im Stadtmuseum an uns zurückgegeben wurden. Der Vorstand ist grundsätzlich nicht gegen eine solche Leihe, allerdings werden sicher keine der Prunkstücke, wie das Brotlaibidol ausgestellt. Auch würde die Leihe so ausgestaltet, dass wir die Funde jederzeit wiederhaben können.

Nach Zeitungsberichten über das Projekt gab es allerdings seitens einiger Mitglieder Bedenken zu diesem Leihantrag.

Die Vorstandschaft hat sich daher entschieden auch zu diesem Punkt einen Mitgliederentscheid durchzuführen, um auch hier größtmögliche demokratische Klarheit zu haben.

Neuwahlen
Das Vereinsrecht sieht für die Dauer der Pandemie zahlreiche Ausnahmereglungen vor. So bleiben gewählte Organe der Vorstandschaft auch nach Ablauf der eigentlichen Amtszeit solange weiter im Amt, bis die Pandemiesituation eine Präsenzwahl zulässt.
Alternativ wurden die Regeln auch dahingehend gelockert, dass eine Briefwahl durchgeführt werden kann. Die Vorstandschaft favorisiert die Briefwahl, da für uns nicht absehbar ist, wann wir unseren Mitgliedern eine Präsenzveranstaltung zumuten können und die Risiken doch enorm wären. Zudem ist eine solche Veranstaltung auf absehbare Zeit aufgrund geltender Hygiene- und Kontaktbestimmungen ohnehin undenkbar.

Aufgrund des Jahreswechsels und einer noch unklaren Lage im Vereinsrecht sind die genauen Modalitäten für die Briefwahl noch nicht ganz klar und sie kann daher erst im Laufe des neuen Jahres durchgeführt werden.


Hinweis: Der Kassenbericht ergeht an unsere Mitglieder mit dem Rundschreiben in schriftlicher Form und ist nicht für die Öffentlichkeit gedacht.


Untersuchungen zu Graphit in Keramik

 Im Rahmen des geplanten Forschungsprojekts "Letzte Jäger, erste Hirten und Bauern – die Anfänge der Grünlandwirtschaft in der Region Zugspitze – Werdenfelser Land – Karwendel" werden derzeit unter anderem Fragen in Zusammenhang mit der Verwendung von Graphit in Keramik erörtert. Mit Hilfe einer pXRF-Analyse soll dabei geklärt werden, ob es eventuell geochemisch nachweisbare Unterschiede zwischen der eisenzeitlichen und mittelalterlichen Keramik gibt. Der Archäologische Verein wird die Untersuchung mit einem Graphitfund aus dem Bereich des ehemaligen Domherrenhauses auf dem Freisinger Domberg unterstützen.


Trauer um hochverdiente Mitglieder

Am 17. März 2020 verstarb unser langjähriges Mitglied, Georg Freiberger. Herr Freiberger ermöglichte dem Archäologischen Verein über viele Jahre hinweg die archäologischen Ausgrabungen auf seinen Grundstücken in Murr.
Durch seine langjährige Großzügigkeit hat er intensive archäologische Forschungen ermöglicht, die zu sensationellen Ergebnissen geführt haben. Er und seine Familie waren immer interessierte und gern gesehene Gäste auf unseren Grabungen und Veranstaltungen.

Wie wir kürzlich erfahren haben verstarb am 3.08.2020 auch unser Mitglied, Frau Inge Ertl im Alter von 89 Jahren. Inge und ihr Mann gehörten zu den Urgesteinen unseres Vereins. Gerne denken wir an die Grabungen in Murr und Mauern zurück, auf denen sie stets akribisch und mit einer Engelsgeduld ausgegraben haben. Frau Ertl hatte immer ein offenes Ohr, besonders für neu hinzugekommene, junge Ausgräber, die sie in die Geheimnisse des "Durchbröselns" eingeweiht hat. Auch unsere Vorträge und Ausstellungen besuchte sie immer gern und war jedes mal aufs Neue begeistert über die Funde, an deren Entdeckung sie beteiligt war.


Wir werden ihnen stets ein ehrendes Andenken bewahren.


Mysteriöse unterirdische Gänge
von Scheidl Lorenz


 

Fotos (Scheidl): Blick in einen noch intakten Erdstall bei Julbach am Inn

Zwergerl, Schrazl, Geister, Heinzelmännchen, Unterirdische und sonstige Sagengestalten sollen einst im Raum Bayern, Österreich und Tschechien ihr Unwesen getrieben haben. Besonders in der dunklen Jahreszeit vertrieb man sich einst die Zeit mit düsteren Erzählungen. Sagen sprechen von geheimnisvollen Geschehnissen. Zum Beispiel sollen in der Nacht fleißige nackte Männlein aus dem Boden gestiegen sein und haben kostenlos die Stallarbeit verrichtet. Als man ihnen zum Dank Kleider hinlegte, damit sie nicht mehr nackt sein müssen, verschwanden sie entrüstet auf Nimmerwiedersehen. So steht es beispielsweise in "Sagen und Geschichten aus der südlichen Hallertau" unter dem Titel "Die Erdmännlein von Alpersdorf" geschrieben.

Der Volksmund spricht auch von einem unterirdischen Gang, der von Mauern nach Isareck führen soll, was aber freilich geologisch und technisch unmöglich ist. In Dürnast bei Freising soll es gar spuken und in Baumgarten und Haag gab es ebenfalls Zwergerl, die aus einem Erdloch kamen und den Hausbesitzern halfen.

Der Grund für all diese Erzählungen sind sogenannte Erdställe. Dabei handelt es sich um geheimnisvolle unterirdische Anlagen, die etwa vom 10. bis 12. Jh. nach Christus erstellt wurden. Die Gänge sind sehr verwinkelt angelegt und häufig kann man einzelne Gangabschnitte nur durch extreme Schlupfstellen erreichen. Diese Schrazllöcher, wie man sie auch nennt, kommen bevorzugt im Alpenraum und Bayerwald vor und haben eine große Gemeinsamkeit: Keiner kann sagen, für was sie einst genutzt wurden.

Theorien sprechen von Fluchtstätten, was aber oft allein durch die mangelnde Sauerstoffzufuhr nahezu unmöglich scheint. Wer schon einmal einen intakten Erdstall besucht hat, wird auch bald merken, dass sich wohl Niemand dort länger aufhalten möchte. Ad absurdum wird diese These geführt, wenn man erfährt, dass wohl der größte Teil der Anlagen aufwendig erstellt, dann aber sofort nach Fertigstellung so verschlossen wurde, dass sie nicht mehr zu betreten waren.

So drängt sich schnell die These auf, dass vielleicht die Erstellung der Erdställe selbst bereits auch ihr Zweck war und sie als religiöse Stätten zu werten sind, die beispielsweise als Wohnstätten der verstorbenen Seelen dienen sollten. Ähnliches kennt man etwa aus Kulturkreisen, die Ahnennischen in ihren Häusern haben.

Aber auch wenn diese Argumentation derzeit als wahrscheinlich angesehen wird und sehr schlüssig klingt, ist das Mysterium der Erdställe nicht abschließend geklärt.

Fest steht jedenfalls, dass es im gesamten Verbreitungsgebiet eine beachtliche Anzahl an Anlagen gibt, so auch im Landkreis Freising, aber man keinerlei schriftliche Überlieferungen über sie findet. Auch heute noch werden immer wieder unbekannte Gänge entdeckt. In unserem Landkreis zuletzt 2009 in Ölpersberg bei Zolling, wo Landwirt Finkenzeller mit seinem Traktor in ein Erdloch eingebrochen war. Schnell eilten der damalige Vorsitzende des Archäologischen Vereins, Erwin Neumair, zusammen mit einigen Helfern, sowie Peter Forster vom Arbeitskreis für Erdstallforschung zum Ort des Geschehens und man konnte dort noch die Reste eines unterirdischen Ganges freilegen, der aber, wie nahezu alle Anlagen im Landkreis Freising, weitgehend verstürzt war.

Ähnliches passierte in Alpersdorf bei Mauern bereits vor gut 100 Jahren, als in der Schupfloh ein Pferd beim Lehmholen einbrach und sich ein Gang auftat. Damals wurde der Pfarrer, Prälat Dr. Hartig gerufen, der mit einigen Männern in den Gang eindrang und ihn sogar genau vermessen hat. Der Erdstall bestand aus einem Hauptgang, der ab Einbruchstelle 12 Meter lang war. Von ihm zweigten zwei Seitengänge ab, von denen einer nach 10 Metern schon zur damaligen Zeit unpassierbar war, der andere nach 10 Metern an eine Stufe mündete. Nach der Überwindung von 1,5 Metern Höhenunterschied erreichte man nach etwa weiteren 6 Metern eine kleine Halle mit 3 Seitenkammern/ Nischen. Auch Seitennischen, evtl. Lampennischen sind überliefert. Somit handelt es sich hier um einen typischen Erdstall mit seinen charakteristischen Merkmalen. Pfarrer Hartig schreibt weiter, er habe in der Endkammer mit seinen Männern noch etwas verweilt und dort fromme Lieder gesungen und Bier getrunken. Heute ist das Bauwerk zugeschüttet und eingestürzt.

Wie man sich wirklich in einem Erdstall fühlt, kann man nur schwer beschreiben, man muss es erleben. Dies ist leider nicht so einfach, da es sich selbst bei den noch intakten Anlagen außerhalb unseres Landkreises um denkmalrechtlich geschützte Bauwerke handelt, die man nur in Ausnahmefällen befahren darf. Glücklicherweise konnten wenige Mitglieder des Vereins zu Forschungszwecken einige Erdställe begutachten und sich einen Eindruck von beklemmender Enge, Schlupfstellen und der mystischen Aura machen, die diese Gänge heute noch umgibt. Das Rätsel der Schrazl harrt damit auch weiter seiner Lösung.