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- 13.12.2012 -

 

Faszinierende Welt der Kelten

 

Am 24. November unternahm  der Archäologische Verein eine Busfahrt nach Stuttgart, wo die Teilnehmer, darunter auch Mitglieder des Nachbarvereins Arlan von Landshut, in die  "Welt der Kelten " eintauchen konnten. In zwei Museen wurde den Besuchern "Kostbarkeiten der Kunst" und "Zentren der Macht" gezeigt. Gerade in den letzten Jahrzehnten  waren bei Ausgrabungen Einblicke in die Herrschaftswelt der Kelten, ihr Leben und ihre religiösen Vorstellungen gewonnen worden, die das Bild von primitiven  Barbaren korrigierten. Beim Anblick der Kunstzeugnisse der Kelten konnte man sich von ihrem künstlerischen Können, aber auch ihrer handwerklichen Tüchtigkeit begeistern lassen. Tief beeindruckt kehrten die Teilnehmer nach Freising zurück.

Ehrung für Bruno Poschner

Die Stadt Freising ehrt im Zweijahresturnus ehrenamtlich tätige Vereinsfunktionäre. Bei der diesjährigen Verleihung der Ehrenmedaille wurde auch unser Kassier Bruno Poschner ausgezeichnet. Bürgermeister Rudi Schwaiger, der die Medaille überreichte, bedankte sich namens der Stadt Freising für das Engagement der ehrenamtlich tätigen Bürger. Ihnen sei zu danken, dass Freising eine lebens- und liebenswürdige Stadt sei. Der ehemalige Banker ist schon seit zwei Jahrzehnten bei Ausgrabungen des Archäologischen Vereins tätig (Abb. 2). Besonders geschätzt ist er als Photograph bei der Dokumentation von Funden und bei Veranstaltungen. Als langjähriger Kassier hütet er vorbildlich das Vereinsvermögen. Herzlichen Glückwunsch!

 


Bruno Poschner, Kassier

 

Todeskampf eines Denkmals

 

Seit Jahren liest Alfred Ballauf im Raum Fürholzen auf einem Acker römische Keramik und Ziegel auf. Sein Wunsch wäre deshalb, dass durch eine Grabung der Umfang und das Alter dieses Bodendenkmals genauer untersucht wird. Jetzt ist es ihm gelungen, dass der Standort der villa rustica durch einen Geophysiker des Denkmalamtes mit Bodenradar nachgewiesen werden konnte. Roland Linck deutet die Befunde als Reste eines Bade- und Wohngebäudes.  Enttäuscht stellt er abschließend fest: " Die geringe Tiefe unter der heutigen Oberfläche und die hohe Zahl ausgeackerter Funde zeigt, dass dieses Denkmal akut von der Zerstörung bedroht ist. Es konnte gerade noch rechtzeitig vor einem Totalverlust durch die geophysikalische Prospektion dokumentiert werden". 


 

 

- 05.12.2012 -

Zwischen  Mittelmeer und Nordsee- der bronzezeitliche Goldfund von Gessel bei Syke in Niedersachsen

Dr. Stefan Winghart referierte vor großem Publikum über den Goldfund und das Leben in der Bronzezeit.

Beim Bau der Gaspipeline nahe Syke wurde 2011 ein sensationeller Fund gemacht. Dabei handelt es sich um einen Goldhortfund mit 117 Teilen und einem Gesamtgewicht von stolzen 1,8 kg. Die Fundstücke bestehen im Wesentlichen aus Spiralen, Armreifen und einer Fibel. Während der Grabung stieß man überraschend auf eine Goldspirale und andere Goldobjekte, woraufhin natürlich an eine herkömmliche Grabung nicht mehr zu denken war. Bei Goldfunden muss es aber dennoch schnell gehen. So führte man die Bergung mittels Blocktechnik durch, wobei der Gesamtfund mit einer Holzkonstruktion ummantelt und anschließend mittels Kran auf einen Transporter geladen wurde, mit dem er noch am Fundtag ins Labor kam. Mit einem Großtomographen wurde der Erdblock dann, nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen mit kleineren Geräten, erfolgreich gescannt. Die Fehlversuche rühren von der Eigenstrahlung des Goldes her, die kein vernünftiges Bild zugelassen hat. Nun hatte man, noch vor der Freilegung, einen perfekten 3D Scan, der bereits den kompletten Fund ersichtlich machte. Die Zahntechnik ermöglichte noch einen weiteren Schritt, nämlich die Erstellung eines 1 zu 1 3D Modells des Fundes. Mithilfe dieses Modelles konnte der Fund sehr schonend Stück für Stück freigelegt werden.
Die Umstände, unter denen der Fund in den Boden gelangte, lassen sich durch diese Methodik sehr gut rekonstruieren. Die Fundlage zeigt eindeutig, dass sich das Gold in einem Beutel befunden haben muss, der dann in eine, extra dafür ausgehobene Mulde im Boden gelegt wurde. Der Beutel war mit zwei Bronzenadeln verschlossen, an denen sogar noch Gewebereste anhafteten. Ob es sich allerdings um eine Opferniederlegung, eine Lagerdeponierung, eine Deponierung in Verbindung mit einer Bestattung, oder um eine andere Art der Niederlegung handelt, kann auch die Archäologie nicht klären.
Die Fundstücke selbst jedenfalls liegen in sehr unterschiedlichem Zustand vor, so sind einige nahezu neuwertig, andere aber haben bereits so starke Gebrauchsspuren, dass sie wohl über lange Jahre im Gebrauch waren. So lässt sich vermuten, dass dieses Ensemble über längere Zeit zusammengetragen wurde.
Die Goldspiralen, die in großer Zahl vorliegen, deuten auf ein 5er-Zahlensystem hin und finden ihre Parallelen in Regionen, in denen Zinn abgebaut und gehandelt wurde, könnten also eine Art Zahlungsmittel der damaligen Zeit darstellen. Die Spiralen waren zu mehreren Ketten mit unterschiedlicher Anzahl an Gliedern zusammengesteckt. 
Insgesamt zeigt dieser Hortfund, zusammen mit den anderen Goldfunden der Bronzezeit ein klares Bild der Gesellschaft der damaligen Zeit. Es herrschte eine klare Hierarchie vor, mit einem Herrscher an der Spitze. Die Gesellschaftlichen Eliten besaßen eindeutig einen gewissen Luxus. Beispielsweise zeigen Hortfunde, wie damals ein Gelage ablief. So gibt es ein Großgefäß, in das die Beteiligten verschiedene Zutaten einfüllten und aus dem dann der Anführer mit einem besonderen Becher wieder abschöpfte und an die Beteiligten verteilte. Die Gefäße solcher Gelage weisen immer eine besonders hohe Qualität auf, ob sie nun aus Gold, Bronze oder Keramik gefertigt waren. Auch die großen befestigten Anlagen, man nehme als Beispiel nur den Freisinger Domberg, waren Sitz dieser gesellschaftlichen Eliten, im freien Land lebte dann die zugehörige Bevölkerung. Der florierende Handel mit wertvollen Gütern, wie Gold, Zinn und dergleichen erforderte sichere Wege und Handelsverbindungen. Die großen befestigten Anlagen saßen hierzu an strategisch wichtigen Stellen, beispielweise an Gebirgspässen. Auch Militär wurde notwendig, um die Handelsrouten zu bewachen. So entstand der Krieger als einer der zentralen Stützpfeiler der Gesellschaft, da er die benötigte Sicherheit vermitteln konnte. Den hohen Stellenwert des Kriegers zeigt seine prunkvolle Ausstattung, nicht nur mit kampffähiger Bewaffnung sondern auch mit reiner Prunkausstattung, die keinen hohen Kampfwert hatte. Im Bezug auf die Religion in der Bronzezeit ist ganz klar die Sonne das Zentrum der Verehrung, was sich in der Ornamentik niederschlägt. Auf Schmuck ist sie in vielfältiger Weise dargestellt, ob nun klar erkennbar oder stilisiert. Als Beispiel sei nur die Darstellung des Pferdes genannte, das den Sonnenwagen über den Himmel zieht.
Die Darstellung damals ist in unserer Region sehr bildarm und stark stilisiert, während in der Mittelmeerregion die Dinge noch viel klarer dargestellt wurden. Das Pferd, so zeigte es Winghart sehr anschaulich, ist in Darstellungen aus Ägypten ganz klar erkennbar. In Darstellungen aus Skandinavien erkennt man es nur noch als Pferd, wenn man seinen grafischen Werdegang vor sich sieht. 
Eine sehr interessante Fragestellung des ganzen Komplexes ist nun natürlich die genaue zeitliche Einordnung und die Herkunft des Goldes. Für Beides laufen aktuell noch die Untersuchungen. Die zeitliche Einordnung der Niederlegung dürfte durch die Analyse des Gewebes geklärt werden können. Die Herkunft des Goldes erfordert die Untersuchung jedes einzelnen Fundstückes. Erste Ergebnisse verweisen nach Asien, speziell in den Bereich Afghanistans. Winghart warnt allerdings davor, hierin einen Beweis für direkte Verbindungen dorthin zu sehen. Es wird lediglich nachgewiesen, dass das Gold dort abgebaut wurde. Ob es nun auch dort verarbeitet und dann hierher gelangte, oder erst bei uns oder auf seinem Weg zu Schmuck wurde bleibt ungeklärt. Auch ob es in einem Zuge hierher kam oder über viele Einzelstationen kann die Archäologie nicht feststellen.

Der Vortrag von Winghart fesselte das Publikum, unter dem sich auch Frau Prof. Dr. Lang und Dr. Heiner Schwarzberg von der LMU, sowie Frau Dr. Harbeck von der Antrophologischen Staatssammlung befanden, bis zum Schluß und so erntete er auch den verdienten Beifall. Man darf auf die weiteren Ergebnisse der Untersuchung dieses Fundes gespannt sein!


 

Fotos: Scheidl Lorenz


 

 

- 07.11.2012 -

Kreisarchäologie als Mittler zwischen Denkmalamt und Bauherr

Thomas Richter verzeichnet nach 2 Jahren bereits große Erfolge im Landkreis Landshut

Mit einer Powerpointpräsentation stellte Thomas Richter am 6.11. seine Tätigkeit als Kreisarchäologe im Landkreis Landshut vor und berichtete über die großen Erfolge, die bereits innerhalb der ersten 2 Jahre seit Schaffung der Stelle zu verzeichnen sind. Die Aufgaben des Kreisarchäologen sind sehr vielschichtig und decken eine Bandbreite ab, die vom Vortragswesen über Öffentlichkeitsarbeit bis hin zur Auswerung von ergrabenen Funden und deren Publikation reicht. Dies liest sich aber, so Richter, nur auf dem Papier so schön, denn er wird buchstäblich von den laufenden Ausgrabungen und der Vermittlung zwischen den einzelnen Beteiligten erschlagen. Seine Kernarbeit besteht so in erster Linie darin, Grabungen zu organisieren und die Durchführung zu überwachen - und vor allem diese zum Abschluss zu bringen noch bevor Baumaßnahmen starten sollen. In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Unmut bei Bauherren, weil ihre Arbeiten still standen, da die Grabungen noch nicht abgeschlossen waren. Doch nicht nur die Bauverzögerung trübte oft die Stimmung, nein auch die teils enormen Kosten, die die Grabungen durch privatwirtschaftliche Grabungsfirmen nach sich zogen sorgten für ordentlich Zündstoff. So ist es auch Aufgabe des Kreisarchäologen, die Grabungen so zu planen, dass die Kosten im erschwinglichen Rahmen bleiben. Das dies nicht immer einfach ist, zeigte sich Richter sehr schnell. Das Denkmalamt selbst hat als einziges Interesse, das betroffene Denkmal zu schützen, bzw. ergraben zu lassen und dies geschieht laut Denkmalschutzgesetz auf alleinige Kosten des Verursachers, also des Bauherrn, der zumeist als einziges Interesse hat, dass sein Bau so schnell wie möglich gebaut werden kann. Bei laufender Grabung und dann beginnenden Bauarbeiten kommen nochmals zwei Parteien ins Spiel, nämlich die Grabungsfirmen und die ausführende Baufirma. Zwischen diesen also muss Richter vermitteln und für jeden Belang die beste Lösung finden, wobei für ihn natürlich auch ganz klar das Bodendenkmal an erster Stelle steht. Die Lösungen, die Richter findet, sind immer ein Kompromiss, wie er an zahlreichen Beispielen erläuterte.
So wurde in Eching ein Gewerbegebiet ausgewiesen. Richter wurde von der Firma angefragt, inwiefern mit Bodendenkmälern zu rechnen ist und was ergraben werden muss. Eine Sondierung zeigte: Ja, die gesamte Fläche ist ein Bodendenkmal und müsste somit ergraben werden. Bei der Sondierung allerdings stellte Richter fest, das über der fundführenden Schicht eine mächtige Auflage an bereits tragfähigem Substrat liegt. Hierauf kann bereits gebaut werden, ohne das Bodendenkmal zu beeinträchtigen. Letztendlich musste nur noch in den Bereichen, in denen tiefer ausgegraben werden musste (Fundamente der Gebäude, Kanal, etc.) eine archäologische Grabung durchgeführt werden, die den Bauherren so deutlich billiger kam.
In Weihenstephan liesen Luftaufnahmen ein Bodendenkmal auf dem oberen Bereich eines Geländes vermuten, durch das eine Strassentrasse gebaut werden sollte. Daher begann man auch im oberen Bereich mit den Untersuchungen. Da aber Lauftaufnahmen nicht immer zuverlässig sind, zeigte sich genau im unteren Bereich eine ausgedehnte archäologische Fundstätte mit Siedlungs- und Grabfunden. Die Baufirma hatte in ihrem Bauzeitenplan aber geplant unten anzufangen und oben aufzuhören. Auch die Kanalrohre für den unteren Bereich waren bereits bestellt. Richter schaffte es, dass doch die Kanalrohre für den oberen Bereich zuerst geliefert werden konnten und die Firma den Bauzeitenplan änderte. So konnten die Funde geborgen werden und der Bauherr konnte seine Strasse rechtzeitig fertigstellen.
In anderen Fällen fand Richter ebenfalls gute Lösungen. Beispielweise musste in einem Fall gar nicht gegraben werden, sondern die Fläche wurde mit Kies überschüttet und das Bodendenkmal so konserviert. Die Grabungskosten beliefen sich auf 0 Euro. In Vilsbiburg drängte die Zeit und die Grabungsfirma wurde daher so aufgestockt, dass die Untersuchungen doch noch rechtzeitig und im unteren Bereich der Kostenschätzung abgeschlossen werden konnten.
Auch die Funde der letzten beiden Jahre können sich sehen lassen. So ist in Vilsbiburg nun eine Siedlung der mittleren Bandkeramik nachgewiesen. Bei Altdorf fanden sich Mittelneolithische Gräber mit reichen Beigaben, unter anderem Steinarmreifen. Sogar ein keltisches Wagengrab wurde entdeckt. Die Funde aus den Grabungen werden in den jeweiligen lokalen Museen der Öffentlichkeit präsentiert und sollen dort bleiben, wo sie gefunden wurden.
Richter warb zum Ende seines Vortrages noch für den archäologischen Höhenwanderweg, der kürzlich eröffnet wurde und auf dem man von Buch nach Landshut wandern kann und an vielen betafelten Bodendenkmälern vorbeikommt.
Der 1. Vorsitzende, Erwin Neumair, bedankte sich bei Richter für den hervorragenden und sehr informativen Vortrag. Er stellte nochmals klar, dass ohne eine Information und einen Dialog mit der Bevölkerung, die Archäologie keine Akzeptanz finden wird. Das Landesamt versucht aktuell, die Ehrenamtlichen immer mehr zurückzudrängen, die eigentlich bislang der Mittler zur Bevölkerung waren. Durch diese Politik könnte die Archäologie im Kreis Freising zukünftig wieder in schlechteres Licht gerückt werden.



Thomas Richter bei seinem Vortrag (Bild: Scheidl Lorenz)

 


 

- 27.09.2012 -

Einmalige Chance verpasst!

Baumaßnahmen am Domberg sorgen für Aufregung

 

Eine Häufung von Pannen hat bei Baumaßnahmen auf dem Freisinger Domberg dafür gesorgt, dass vor ein paar Wochen unbeobachtet wertvolle historische Quellen beseitigt wurden. Ordnungsgemäß meldete Erwin Neumair einen Hinweis auf bevorstehende Erdarbeiten am Aufgang zum Kanzlerbogen dem Landesamt für Denkmalpflege mit der Bitte um Aufnahme möglicher archäologischer Befunde. Der zuständige Referent Dr. Martin Pietsch fragte bei der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Freising nach. Der angeforderte Antrag auf Genehmigung der Baumaßnahme durch das Denkmalamt traf nach zweiwöchiger Verspätung just an dem Tag ein, als Dr. Pietsch in Urlaub ging. Inzwischen hatte eine auswärtige Straßenbaufirma einen über 2 Meter breiten und 1,50 m tiefen Graben bis zum Kanzlerbogen ausgehoben, große Rohre verlegt und gleich wieder zugeschüttet. Bruno Poschner (Abb. 4) und ich konnten nur eine einen Meter mächtige Kulturschicht feststellen. Ein paar Stunden später war die Maßnahme beendet.

 

Gerade der westliche Dombergaufgang ist vor- und frühgeschichtlich von großer Bedeutung. Der heutige Weg hoch zum Kanzlerbogen entspricht nicht dem früheren Aufgang. Der Verlauf  wurde vermutlich durch den Bau des Philippschlosses verändert, was auch Mauerreste belegen, die  bei der Neugestaltung des Weges vom Kanzlerbogen zum Domhof aufgedeckt worden waren. Somit wurde eine einmalige Chance vertan, den alten Zugang zum Domberg ausfindig zu machen, der ja laut Arbeo schon im 8. Jahrhundert von Bischof Korbinian benutzt wurde.

 

 

 



- 26.09.2012 -

40 Jahre archäologische Forschung - Anne und Erwin Neumair im Interview

von Franz Then

 

Lieber Erwin, 40 Jahre lang seid Ihr beiden, Du und Deine Frau Anne, nun archäologisch tätig. War Euch diese Leidenschaft in die Wiege gelegt oder kam sie erst mit Deinem Lateinstudium zu Tage?

 

Geboren und aufgewachsen am Fuß des Freisinger Dombergs interessierte mich schon früh die Geschichte dieses Berges. Natürlich dachte ich daran, dort einmal römische Spuren zu entdecken. Auch meine Frau Anne brachte aus der Bekanntschaft mit dem Heimatforscher Heinrich Forschner in Biberach reges Interesse an  Archäologie mit. Ihre Vorliebe galt der Jungsteinzeit.

 

Großes Aufsehen erregte ja seinerzeit Euere Entdeckung der bronzezeitlichen Siedlung auf dem Domberg, die Ihr mehr oder weniger in einer Nacht- und Nebelaktion getätigt habt. Wie war das damals?

 

Der geplante Bau des Domgymnasiums auf dem Areal des ehemaligen Philippschlosses auf der Nordseite des Dombergs erhitzte Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts die Mitglieder des Historischen Vereins Freising. Die Vorstandschaft kämpfte um den Erhalt des Renaissancebaues mitsamt seiner kunsthistorischen Substanz. Meine Frau, mein Freund Dr. Adolf Janoschek und ich waren an der archäologischen Untersuchung des Untergrunds interessiert.  Das Landesamt für Denkmalpflege sah damals wegen  fehlender Hinweise auf eine vorgeschichtliche Besiedlung keinen Anlass  tätig zu werden. Deshalb wollten wir Drei entsprechende Nachweise liefern. Ich besorgte mir 1972 Pläne und die Schlüssel für das Gebäude.  Dann suchten wir eine geeignete Stelle für unsere Untersuchungen. Dazu mussten wir uns erst  einmal über ein Kellerfenster von außen einen Zugang verschaffen, weil die Kellertür noch verschweißt war. Wir ließen unsere Tochter Annette an einem Kletterseil in den Keller hinab. Als sie festen Boden unter den Füßen hatte, folgten wir ebenfalls per Kletterseil nach. In den folgenden Wochen hoben wir am Wochenende oder auch abends im Schein einer Petromaxlampe (Abb. 1) einen tiefen Graben aus und entdeckten dabei neben einer Unmenge von Scherben aus der frühen Bronzezeit auch die Reste einer mächtigen Wall- und Grabenanlage. Über 10 Jahre haben wir auf dem Domberg bei den verschiedensten Baumaßnahmen mit einem Team von Helfern Grabungen durchgeführt und dabei wertvollste Funde entdeckt. Heute gilt  der Freisinger Domberg in Fachkreisen als einer der bedeutendsten Siedlungsplätze der Bronzezeit in Süddeutschland.

 

Im Jahre 1978 hat Dich der Landkreis Freising zum Kreisheimatpfleger ernannt.

Welchen Zusammenhang siehst Du zwischen Kreisheimatpflege und archäologischer Forschung?

 

Als meine Frau Anne und ich beim Denkmalamt vorstellig wurden, um zu erfahren,  welche Aufgaben mit der Ernennung zum Kreisheimatpfleger verbunden wären, hieß es lapidar: "Keine. Der Titel ist eine Auszeichnung". Als wir erklärten, wir wollten die Vor- und Frühgeschichte unseres Landkreises erforschen, ernteten wir nur Gelächter.  "Bei Ihnen gibt es keine Jungsteinzeit und auch nichts Römisches. Seit 50 Jahren hat man nichts mehr gefunden", war die Antwort. Wir dachten uns: "Schaun wir halt einmal! Wer nicht schaut, findet nichts".  Mit einem Wort: Zuerst die systematische Erforschung der Bodendenkmäler, dann die Pflege, sprich Rettung dieser Denkmäler bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit.

 

Wie geht Ihr beiden, Du und Deine Frau, bei der Suche unbekannter  Siedlungsplätze vor?

 

Das ist ganz einfach. Wir studieren Karten und fahren dann ins  Gelände, um die Lage und das Umfeld der vermuteten Siedlungsplätze genauer zu inspizieren.  Die dabei aufgelesenen Scherben oder Steinwerkzeuge verraten uns das Alter und den Umfang des jeweiligen Siedlunsplatzes.  So haben wir viele, inzwischen berühmte Plätze entdeckt, die selbst über die Luftbildarchäologie nicht erfasst  wurden.  Diese Form der Forschung hat das Vertrauen des Denkmalamtes in uns bestärkt und dazu geführt, dass wir in Absprache mit dem Amt auch selbständig Grabungen durchführen durften.

 

Welche Eigenschaften braucht man, um die Grundbesitzer davon zu überzeugen, dass auf ihrem Areal archäologisch gegraben werden sollte?

 

Die Grundeigentümer sind sehr heimatbewusst und oft recht interessiert,  was sich im Untergrund ihres Grundstückes verbirgt. Ihnen imponiert, dass sich Menschen unentgeltlich  für die Erforschung der Heimatgeschichte engagieren. Viele graben dann sogar selbst mit oder unterstützen uns anderweitig bei den Untersuchungen.  Wer mit Paragraphen droht, hat schon verloren. Die Grundeigentümer sind in der Regel bereit, das Fundgut dem Landkreis Freising zu überlassen. Dort wird es in einem Depot im Landratsamt gelagert und unter Betreuung durch den Archäologischen Verein wissenschaftlich aufgearbeitet und die Ergebnisse publiziert.

 

Du hast 1988 den Archäologischen Verein im Landkreis Freising gegründet. Was hat Dich dazu veranlasst?

 

Das große Interesse der Bevölkerung an Ausstellungen der Dombergfunde z..B. im Asamfoyer 1980 und an Zeitungsberichten über unsere Grabungen in Freising, in Ziegelberg, Murr, Fahrenzhausen oder Niederndorf hat mich bestärkt, einen Archäologischen Verein zu gründen. Er sollte helfen, an Sponsorengelder heranzukommen, um die Unkosten bei der Bearbeitung des Fundgutes und die Publikationen zu decken. Dass der Verein innerhalb weniger Jahre auf über 600 Mitglieder angewachsen ist, hat die Vorstandschaft und mich selbst überrascht. 

 

Archäologische Vereine gibt es seit wenigen Jahren auch im Umland, z.B. in Erding, Dachau und Landshut. Gibt es da eine Zusammenarbeit?

 

Alle diese Vereine sind sehr engagiert und haben in ihren Landkreisen in Sachen Denkmalpflege eine Menge bewegt. Archäologische Forschung und Bodendenkmalpflege bedürfen nämlich der Akzeptanz durch die Bevölkerung. Bewußtsein für Heimatgeschichte und Denkmäler kann man nicht per Gesetz verordnen. Seit Bestehen des Denkmalamtes stützt  sich dieses auf ehrenamtlich tätige Persönlichkeiten, die eng mit dem Amt zusammenarbeiten. Sie sind es, die unbekannte Bodendenkmäler aufspüren, Gefährdungen durch Baumaßnahmen oder intensive Landwirtschaft mitteilen und so zur Rettung derselben beitragen. Ihrem Einsatz ist zu verdanken, dass z.B. in Erding und Landshut Kreisarchäologen installiert wurden. Man hat dort erkannt, dass sie den Gemeinden erhebliche Kosten sparen helfen.

Sie bearbeiten das im jeweiligen Landkreis gewonnene Fundgut und entwickeln Konzepte zu seiner Präsentation vor Ort.  Wir stehen in engem Kontakt zur Führung dieser Vereine, informieren uns über neue Entdeckungen und Erkenntnisse und bessuchen uns gegenseitig.  Wir haben auch ein  gemeinsames Ziel: Verbleib der Funde im Landkreisbesitz und Präsentation im Rahmen eines Museums, was in Erding und Landshut bereits verwirklicht ist.

 

Was waren die Höhepunkte in Euerer 40-jährigen Arbeit im Landkreis Freising?

 

Da könnte man viele aufzählen. Nach der Entdeckung der bronzezeitlichen Höhensiedlung auf dem Domberg gelangen in dern 80er Jahren des letzten Jahrhunderts spektakuläre Entdeckungen. Gleich am Anfang stand die Lehmgrube Ziegelberg,  Gde Wang, mit Funden der ältesten Bandkeramik um 5500 v. Chr.  Begeisterung löste die Entdeckung einer römischen Therme in Niederndorf, Gde. Mauern, aus. Römische Brandgräberfelder in Niederambach (Moosburg) und Günzenhausen (Eching) waren ebenso spektakulär wie die jungsteinzeitlichen Fundplätze von Mauern und Murr, die in der bayerischen Vorgeschichte heute einen großen Namen haben.  Man denke nur an den sog. Hochzeitsbecher der Münchshöfener Kultur von Murr (Abb. 2), der über 6000 Jahre alt ist. Die meisten dieser Plätze sind inzwischen durch Baumaßnahmen oder intensive Landwirtschaft zerstört. 1990 gelang der Nachweis einer ältestbandkermischen Siedlung in Niederhummel mit außergewöhnlichen Funden wie der einmalig verzierten Flasche mit menschenartiger Gravur am Hals. Aus dem 7. Jh. nach Christus stammt der Gold- und Silberschmuck einer adeligen Awarin aus Mauern-Alpersdorf. Alle diese imposanten Entdeckungen und Funde sind dem guten Vertrauensverhältnis zwischen dem Archäologischen Verein und dem Denkmalamt sowie der Aufgeschlossenheit der Kommunen und Grundeigentümer und natürlich dem enormen Einsatz aktiver Mitglieder des Vereins zu danken.

 

 

Ihr und der Archäologische Verein haben seit 1991 schon mehrere Auszeichnungen erhalten.  Dazu zählt die Bayerische Denkmalschutzmedaille (1991), der Kulturpreis des Landkreises Freising (1997), das Bundesverdienstkreuz (2002) und die Stadtmedaille der Stadt Freising (2010). Außerdem ernannte man auch zu "Gesichtern der Region" (2006).  Welche Pläne und Wünsche habt Ihr für die Zukunft?

 

Die Hauptaufgabe des Archäologischen Vereins besteht darin, die profimäßig geleistete ehrenamtliche Tätigkeit auf dem Gebiet der archäologischen Denkmalpflege im Landkreis Freising fortzusetzen.  Schwerpunkt ist dabei die Inventarisierung des im Depot im Landratsamt liegenden Fundmaterials, die weitere wissenschaftliche Bearbeitung der Funde und vor allem die geeignete Präsentation derselben. Meine Frau und ich haben von Anfang an dafür gekämpft, dass die Funde hier bleiben und hier zur Ausstellung kommen (Abb. 3). Der Landkreis Freising unterstützt uns dabei nach Kräften. Die zunehmende Massierung von Baumaßnahmen in der Boomregion Freising und die fortschreitende Erosion führen zum Verlust wertvollster Bodendenkmäler und damit bedeutender Quellen unserer Geschichte.   Zu ihrer Rettung wollen wir zusammen mit vielen aktiven Helfern wie bisher unseren Beitrag leisten.  Unsere reiche Erfahrung ist Garant für einen optimalen Einsatz im Dienste unserer Bevölkerung.  Über 600 Mitglieder und die Bevölkerung stärken uns dabei den Rücken.

 

Lieber Erwin, ich danke Dir für dieses Interview und ich wünsche Euch beiden noch viele, viele erfolgreiche und glückliche Jahre im Verein und in der Familie!

 


 


Abb. 1: Erwin Neumair im Keller des ehemaligen Philippschlosses  bei der heimlichen Arbeit (1972)

Abb. 3: Anne und Erwin Neumair zu "Gesichtern der Region" gekürt (Foto Lehmann)

 

 

 

 


 

 

- 29.04.2012 -

Migration und Seuchen im Visier der Forschung

 

Einen spannenden Einblick in die neuen Forschungsmethoden der Antrhopologie erlebten die Zuhörer beim Vortrag von Frau Dr. Michaela Harbeck beim Archäologischen Verein (s. Abb.). Anhand  mehrerer Beispiele zeigte die Humangenetikerin an der Antrophologischen Staatssammlung München, welche Informationen Skelette aus der Jungsteinzeit wie auch der jüngeren Geschichte liefern können. Im Vordergrund stehen nicht mehr Körpergröße, Alter und Geschlecht, sondern besondere Ereignisse, die ihre Spuren am Körper hinterlassen haben. Die Zähne, genauer gesagt der Zahnschmelz, verrät den Spezialisten, wo die Menschen aufgewachsen sind. Auch die Art der Ernährung oder Notzeiten haben am Skelett ihren Niederschlag gefunden. Als Beispiel dafür diente der Friedhof eines Armenheimes in Regensburg. Auch Knochenbrüche oder Einwirkungen kriegerischer Handlungen sind am Knochenmaterial ablesbar. Bei Mehrfachbestattungen steht oft die Frage im Raum, ob es sich bei den Bestatteten um Angehörige einer Familie handelt. Besonders interessant für die Forscher ist, woher die Toten stammen. Gerade heute, wo Migration wieder thematisiert wird, will man wissen, seit wann sich Migrationen nachweisen lassen. Da spielt die DNA eine große Rolle. So konnte bei einem Skelett mit einer Schädeldeformation aus Burgweinting nicht nur vermutet werden, dass es sich dabei um eine Person aus dem asiatischen Raum handeln könnte. Die DNA-Analyse bestätigte diese Vermutung. Da das Skelett aus der Zeit um 500 n. Chr. stammt, dürfte es eine Hunnin gewesen sein, die dort fern ihrer Heimat beerdigt wurde.

 

Besonders gespannt war man auf das Ergebnis der Untersuchungen an 10 Skeletten aus Unterhaching. Die wertvollen Grabbeigaben ließen auf Angehörige einer Adelsfamilie schließen. Die Untersuchung ergab jedoch, dass nur zwei Personen verwandt waren. Sie  waren vermutlich bei der Durchreise von einer Krankheit dahingerafft und in einem Grab bestattet worden. Schrecklich empfanden die Zuhörer, was Dr. Harbeck von den verschiedenen Pestzeiten in Europa berichtete. Der sog. Schwarze Tod wütete vor allem um die Mitte des 14. Jh. und raffte fast 25 Millionen Menschen dahin.

 

Förmlich zur Auflockerung durften die Besucher am Schluss noch ein Gefäß aus der Zeit um 4500 v. Chr. bewundern. Das en bloc geborgene Gefäß von Murr wurde mit größter Sorgfalt von Erich Ludwig aus dem Block gelöst und restauriert. Mit einer Höhe von über 40 Zentimeter und gleicher Breite ist das Vorratsgefäß bisher einmalig. Eine willkommene Ergänzung der wertvollen Sammlung im Museum im Landratsamt Freising. 


Abbildung: Frau Dr. Michaela Harbeck bei der Arbeit im Labor (Foto: L. Seifert)

 

 

 


 

 

-31.03.2012 -

Arbeiten im Depot kommen gut voran!

Mitglieder des Vereins sind nun seit etwa zwei Jahren damit beschäftigt, die Funde im Depotraum aus den bislang eher ungeordnet wirkenden Schuhkartons in DIN-Kartons umzupacken und einheitlich zu beschriften. In diesem Zuge werden die Funde nochmals kurz gesichtet, restaurierungswürdige Keramik ausgewählt und vorgemerkt. Auch für weitergehende Untersuchungen wird so ein erster Schritt gemacht, da die Funde so sehr einfach zugänglich sind.. Wir danken den Helfern, die ihre wertvolle Freizeit für diese Arbeiten opfern!

 



Dies ist ein Platzhalter. Die Gallerie wird nur Online angezeigt.
An dieser Stelle erscheint/en die Gallerie(n) Depot.htm;

Fotos: Scheidl Lorenz


 

- 31.03.2012 -

Hauptversammlung 2012
Viel geleistet, Neuer Vize und große Vorhaben

Im Rahmen der Hauptversammlung informierte Erwin Neumair über die geleisteten  Arbeiten im vergangenen Jahr. Ausgrabungen fanden kaum statt. Lediglich kleinere Grabungen von Grabungsfirmen, beispielsweise in der Ziegelgasse 5 in Freising, wurden von Mitgliedern des Vereins begleitet. Einen Schwerpunkt bildete die Öffentlichkeitsarbeit. Zahlreiche Vorträge und Fahrten wurden angeboten und hervorragend angenommen. Eine Fahrt führte zu Bodendenkmälern im Landkreis Freising. Aufgrund des großen Erfolges soll es heuer eine weitere Fahrt durch den Landkreis geben - Bodendenkmäler gibt es zahlreiche. Auch Arbeiten im Depotraum, Restaurierungen und die Forschung bildeten einen Großteil der Aktivitäteten.
Im neuen Jahr werden diese Tätigkeiten mit Hochdruck weitergeführt. Auch plant der Verein seit längerer Pause wieder eine Ausgrabung, nämlich in Niederhummel auf dem bandkeramischen Siedlungsareal, wo zuletzt die Uni Cardiff Untersuchungen durchgeführt hat. Dr. Leopold vonm der TU Weihenstephan hat dort bodenkundliche Untersuchungen durchgeführt, welche zeigen, dass Grabungen dringend nötig sind. Die einzigartige Geländestruktur und die leider stark fortschreitende Erosion sind nur zwei Argumente für die Grabung. Nun hängt Alles an der der Zustimmung des Landesamtes. Der Verein wird nächstes Jahr 25, dieses Jubiläum wirft seine Schatten vorraus. Geplant sind ein Jubiläumsbildband und ein Festakt.
Im Anschluß wurde die Vorstandschaft entlastet und neu gewählt. Das langjährige Mitglied, Lorenz Scheidl, der bislang Schriftführer war und die Homepage betreut rückt auf den Posten des 2. Vorsitzenden, den Hans Nerb arbeitsbedingt zur Verfügung gestellt hat. Neuer Schriftführer ist nun der vormalige Beisitzer Fritz Ott. Auch Rudi Schöpf scheidet als Beisitzer aus der Vorstandschaft aus. Seinen Posten übernimmt Dr. Heiner Schwarzberg von der LMU, der mit seinem hohen Fachwissen, speziell über das Neolithikum, den Verein enorm bereichert und den Kontakt zur Uni und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen sicherstellt. Ansonsten bleibt die Vorstandschaft wie gehabt bestehen.
Der Kassenbericht von Bruno Poschner wies erneut eine Mehrung auf, was nicht zuletzt den enormen Spenden, die der 1. Vorsitzende sammelte, zu verdanken ist. 
Im Rahmen der Veranstaltung wurde Frau Dr. Dr. Hildegard Macha zum Ehrenmitglied ernannt und Dr. Heiner Schwarzberg rundete den Abend mit einem Vortrag ab (siehe gesonderte Berichte unten)



Die engere Vorstandschaft (v.L.) Fritz Ott (Schriftführer), Erwin Neumair (1. Vorsitzender),
Bruno Poschner (Kassier), Lorenz Scheidl (2. Vorsitzender) und das frisch ernannte
Ehrenmitglied Hilde Macha
Foto: Bruno Poschner 


 

 

- 30.03.2012 -

Von Catal Hüyük nach Niederhummel
Dr. Heiner Schwarzberg wandert auf den Wegen der ersten Siedler

Im Rahmen der Hauptversammlung entführte Dr. Heiner Schwarzberg die Anwesenden in die Zeit der ersten Siedler. Die Sesshaftwerdung begann im sogenannten fruchtbaren Halbmond, wo beste Wachstumsbedingungen für die damaligen Wildgetreidearten bestanden. Das damalige präkeramische Neolithikum, das, wie sein Name schon sagt, die für uns charakteristische Keramik noch nicht besaß, konnte beispielweise in  Göbekli Tepe ergraben werden. Aus dieser Zeit stammen zahlreiche Skulpturen aus Stein, deren Tradition sich in modifizierter Form noch sehr lange erhalten hat. Schwarzberg ging in seinem Vortrag dann auch auf faszinierende bemalte Keramik ein, die im Laufe der fortschreitenden Neolithisierung auftrat. Um 5500 v.Chr. kam es zu einem Niedergang der Besiedelung in den früheren Gebieten, vielleicht durch schlechtes Klima oder eine Übernutzung der Böden und binnen weniger Generationen breitete sich die Besiedelung bis nach Mitteleuropa aus. Die ersten Siedler der ältesten Bandkeramik brachten ihre Traditionen mit. Beispielweise konnten in der Türkei Langhäuser vom gleichen Typus, wie sie auch aus Grabungen in Bayern bekannt sind, ergraben werden. Traditionelle Plastiken, wie Idole wurden ebenso mitgebracht, wie auch die domestizierten Tiere, die nachweislich aus dem Ursprungsraum der Siedler stammen. Auch die Keramik weißt, mit kleineren Abweichungen, durchweg die typische Machart und Verzierung auf. Durch diese Charakteristika ist auch der Fundplatz Niederhummel eindeutig in die Phase der ersten Siedler einzuordnen. Funde von Mikrolithen, also Steinwerkzeugen aus der Mittelsteinzeit, wie in Niederhummel, sind innerhalb von bandkeramischen Siedlungen eher selten. Auch was mit der ursprünglichen, nomadischen, Bevölkerung passierte ist kaum erforschbar. Das Hauptproblem liegt darin, dass die Nomaden komplett andere Orte für ihre Lebenweise benötigten, handelte es sich doch bei den Nomaden größtenteils um Jäger und Sammler und bei den Neolithikern um Ackerbauern und Viehzüchter. Schwarzberg hob nochmals ausdrücklich die Tatsache hervor, dass die Ehrenamtlichen sehr oft die Wegbereiter der professionellen Archäologie waren und ohne sie ein Großteil der Fundplätze nie bekannt geworden wäre. Der Landkreis Freising wäre ohne das Engagement des Archäologischen Vereins, archäologisch gesehen, heute ein weisser Fleck auf der Landkarte. Schwarzberg erntete für den faszinierenden, sowie spannenden Vortrag tossenden Beifall.

Wir möchten sie an dieser Stelle auf den Abschlussvortrag des Wintervortragsprogrammes 2012 hinweisen:
Am 24.04.2012 referiert Frau Dr. Harbeck, von der an antrophologischen Staatssammlung, über neue Methoden der Antrophologie.



Dr. Heiner Schwarzberg
Foto: Bruno Poschner


 

-30.03.2012-

Hilde Macha wird Ehrenmitglied

Frau Dr. Dr. Hildegard Macha ist seit Beginn der ehrenamtlichen Archäologie im Landkreis Freising sehr am Geschehen interessiert und seit Gründung aktives Mitglied beim Archäologischen Verein. In der Vorstandschaft trägt sie als Beisitzer mit ihrem großen Fachwissen zum Gelingen der vielen Aufgaben bei. Die 92-Jährige hat sich besonders um die Erdstallforschung im Freisinger Raum verdient gemacht und die Nachforschungen hierzu, die ihr Großvater, Josef Wenzl, um die Jahrhundertwende begann mit großem Eifer fortgesetzt. Auch das Tagebuch von Josef Wenzl hat sie in aufwendiger Kleinarbeit übersetzt und zusammen mit Fritz Ott daraus den Band 2, Freisinger Archäologische Forschungen zusammengestellt, der für die Archäologie sehr wertvoll ist. Im Rahmen der Hauptversammlung wurde Hildegard Macha nun vom 1. Vorsitzenden, als Dank für ihre Verdienste für den Verein und die Archäologie zum Ehrenmitglied ernannt.



 Erwin Neumair überreicht Frau Dr. Dr. Hildegard Macha die Ehrenurkunde
Foto: Bruno Poschner


 

 

- 20.03.2012 -

Erdställe in Mauern im Fokus
Spannender Ortstermin mit Peter Forster vom Arbeitskreis für Erdstallforschung

Wie berichtet erreichten den Archäologischen Verein überraschend neue Erkenntnisse zu Erdställen in Mauern. Über gezieltes Befragen von Bürgern und eine Recherche in der Dorfchronik konnte Lorenz Scheidl viele Informationen zusammentragen. Besonderer Dank gilt hier dem Dorfchronisten, Erwin Braun, der maßgeblich am Erfolg der Nachforschungen beteiligt war. (siehe auch Bericht vom 7.02.2012, weiter unten)
Peter Forster vom Arbeitskreis für Erdstallforschung kam am vergangenen Samstag, zusammen mit einem Mitarbeiter nach Mauern, um sich vor Ort ein Bild von der Sache zu machen. Mit dabei waren auch der 1. Vorsitzende des Vereins, Erwin Neumair mit seiner Frau Anne, Frau Dr. Dr. Hilde Mache, die Expertin für Erdställe beim archäologischen Verein, der 1. Bürgermeister, Alfons Kipflsberger, Kassier, Bruno Poschner, der Dorfchronist, Erwin Braun, der Schriftführer, Lorenz Scheidl und die Presse. Forster äusserte sich begeistert zum Erdstall in der Schupfloh, der geradezu typisch ist, auch wenn wohl wichtige Teile des Gangsystems nie untersucht werden konnten, da sie schon zur Untersuchung durch Pfarrer Hartig 1858 verstürzt waren. Auch die Überlieferungen zum Gangsystem unter dem Saal des Alten Wirtes und wohl auch dem Pfarrareal, sind wichtige Mosaiksteine, um das Rätsel rund um die Erdställe zu lüften. Oftmals werfen neue Erkenntnisse auch neue Fragen auf. Speziell die Funktion dieser Bauwerke ist sehr umstritten. Forster vertritt die Hypothese, dass es sich hier um einen, aus heidnischer Zeit, überlieferten Kult handelt, bei dem Leergräber für die Seelen errichtet wurden. So finden sich in vielen Erdställen Bereiche, die das Licht und Wasser symbolisieren. Beispielsweise sind hier oft übermässig viele Lampennischen nebeneinander, die es gar nicht bräuchte, was den Symbolcharakter zeigt. Dieser Bereich ist seiner Meinung nach als Wohnstätte der "guten Seelen" anzusehen. Andere Teile der Erdställe sind vollkommen dunkel gehalten und symbolisieren so das Dunkle oder Böse. Sie sind die Wohnung der "schlechten Seelen". Die Frage nach dem Alter der Erdställe konnte in den letzten Jahren deutlich genauer beantwortet werden, so datieren Funde aus den Erdställen eindeutig ins 10. bis 12. Jahrhundert n.Chr.. Um noch mehr über diese Mysteriösen Höhlen herauszufinden ist Forster auf die Mithilfe aus der Bevölkerung heraus angewiesen, denn fast immer entstammen die wertvollsten Hinweise von Privatleuten, die Etwas ungewöhnliches entdeckt, oder aber noch das alte Wissen um die Erdställe haben. Daher ist es enorm wichtig die Bevölkerung über die Erdställe zu unterrichten und das Bewusstsein für dieses faszinierende Thema zu schärfen, damit die letzten Reste der, teilweise sehr umfangreichen Anlagen dokumentiert werden können.
Das nicht jeder Hinweis zum gwünschten Erfolg führt, haben die Beteiligten bei der Erkundung eines alten Rübenkellers erfahren müssen, in dem es keinerlei Hinweise auf den erhofften unterirdischen Gang gab, wie es von mehreren mündlichen Quellen vermutet wurde. Das Schloß des Kellers wurde vom 1. Bürgermeister gekonnt aufgebrochen, woraufhin Alle gespannt in die dunkle Öffnung starrten. Interessant aber ist dieser Keller auch ganz ohne Erdstall allemal und er ist auch Teil der Dorfgeschichte, der irgendwann einmal in Vergessenheit geraten würde, wenn man ihn nicht entsprechend dokumentiert.
Bei der Begehung des Areals am zukünftigen neuen Pfarrkindergarten wurde festgestellt, dass hier dringend archäologische Untersuchungen vorgenommen werden müssen, nicht nur um den Erdstall, der hier mit Zeugenaussagen belegt ist, wiederzuentdecken und zu untersuchen, sondern auch um die dort bereits in mehreren Grabungen aufgedeckten Teile von Siedlungen aus der Jungsteinzeit, Bronzezeit und dem frühen Mittelalter weiter zu untersuchen. Der Platz, direkt im Ortskern von Mauern bietet die einmalige Gelegenheit auch im, andernorts komplett überbauten Bereich, Spuren der Vor- und Frühgeschichte zu finden. Die Grabung verspricht sehr interessant zu werden, wir halten sie an dieser Stelle auf dem Laufenden.
Der Ortstermin wurde noch durch ein gewohnt gutes Essen, beim Alten Wirt abgerundet, wo weiter rege über die Thematik der Erdställe diskutiert wurde und Peter Forster die Anwesenden mit einer Flut an Informationen versorgte. Dieses Jahr werden die Erdställe nicht nur bei der geplanten Grabung am Pfarrareal weiter im Fokus stehen, sondern es ist auch eine Fahrt zur Sonderausstellung über Erdställe im archäologischen Museum Kelheim geplant. Auch hierüber informieren wir sie rechtzeitig an dieser Stelle.



Dies ist ein Platzhalter. Die Gallerie wird nur Online angezeigt.
An dieser Stelle erscheint/en die Gallerie(n) Erdstall_mauern.htm;

Fotos: Bruno Poschner


 

 

- 13.03.2012 -

Keine Funde - keine Stadt - kein Fürst 

Prof. R. Krause über seine Grabungen in Bernstorf

 

Im völlig gefüllten Hörsaal 14 im Löwentorgebäude in Weihenstephan sahen über 250 Zuhörer gespannt den Ausführungen von Prof. R. Krause aus Frankfurt über seine Grabungen in Bernstorf entgegen. Erwin Neumair, der Vorsitzende des Archäologischen Vereins, der zusammen mit der Hochschule Weihenstephan zu diesem Vortragsabend geladen hatte, freute sich darüber, dass erstmals ein fachkundiger Forscher über seine Grabungen berichtet. Das Fazit war jedoch ernüchternd: Keine Funde - keine Stadt - kein Fürst. Im Herbst werden die Grabungen in Bernstorf weitergehen.

 

Schon seit Jahren hört und liest man von einer "versunkenen Stadt aus der Bronzezeit", von "Bernstorf als der europäischen Metropole der Bronzezeit"  ja sogar vom "bayerischen Troja". Als Beweise mussten Gold- und Bernsteinfunde herhalten, die 1998 und 2000  dort am Rande von archäologischen Untersuchungen des Denkmalamtes aufgelesen worden waren. Prof. Krause entwarf zunächst ein Bild der europäischen Bronzezeit, in der weite Handelsverbindungen bestanden, was er anhand spezieller Fundkategorien  auf Verbreitungskarten darstellte. Auf  einer Laserscankarte von Bernstorf  waren ein hallstattzeitlicher Herrenhof, eine mittelalterliche Schanze und Spuren vom bronzezeitlichen Wall zu erkennen. Funde aber lieferte nur der keltische Herrenhof. Krause befasste sich deshalb mit dem Freisinger Domberg näher und stellte fest, dass dort die Bevölkerung in der mittleren Bronzezeit ausgedünnt war. Dort war schon ab 2000 v. Chr. eine mächtige Wall- und Grabenanlage nachgewiesen worden, begleitet von reichen Funden der verschiedensten Art bis ca. 800 v. Chr.  Dr. M. Bankus, der diese Funde aufarbeitete, sprach in diesem Zusammenhang von einer bronzezeitlichen Stadt, der auch andere Archäologen überregionale Bedeutung beimaßen. Krause vermutet sogar eine Abwanderung der Bevölkerung von Freising nach Bernstorf, was aber in keiner Weise durch Funde belegt werden kann. Noch passen laut Krause manche Fakten nicht zusammen. Die Gold- und Bernsteinfunde  stammen nämlich aus einer anderen Zeit als die Wallanlage, die um 1340 v. Chr. bewusst in der Bauphase  durch Feuer zerstört wurde  Angesichts dieser augenblicklichen Situation ist Neumairs Forderung verständlich, vor der teueren Errichtung eines Bronzezeit Bayern Museums in Kranzberg die Ergebnisse der anstehenden Grabungen bis 2015 abzuwarten. Die Zuhörer dankten dem Referenten mit reichem Beifall für seine interessanten Einblicke in die Welt der Bronzezeit.



Bild: Grabungsfoto von Bernstorf 2011 von Prof. Krause


 

 

 

- 7.03.2012 -

Jungsteinzeitliche Keramik online erleben
Virtuelles, interaktives Museum startet mit den ersten vier Objekten

Die Präsentationstechnik, auch im Internet, geht immer weiter und macht zum Glück auch vor der Archäologie nicht halt. So ist es nun möglich, Fundobjekte in hochaufgelöster Form, drehbar und zoombar online zu präsentieren. Wir haben zunächst vier Gefäße der Jungsteinzeit fotografisch aufgearbeitet und mit Informationen zum jeweiligen Fundstück versehen. Diese vier Grafiken bilden den ersten Teil eines "virtuellen Museums", das selbstverständlich noch weiter ausgebaut werden soll. Am besten besuchen sie gleich unser virtuelles Museum und betrachten die Funde!

zum virtuellen Museum


 

 

- 7.03.2012 -

Lückenlose Besiedelung seit der Bronzezeit
Neufahrner zeigen riesiges Interesse an ihrer Vorgeschichte

Am Dienstag, den 7.02., fand im Neufahrner Pfarrsaal ein Vortrag von Erwin Neumair und Ernest Lang über die Neufahrner Frühgeschichte statt. Neumair nahm die zahlreichen Zuschauer in seiner Präsentation mit auf eine Reise durch die einzelnen Epochen, aus denen es Funde im Neufahrner Raum gibt. Die Besiedelung setzte, anders als im östlichen Landkreis, wo bereits seit der ältesten Jungsteinzeit eine lückenlose Besiedelung nachgewiesen werden konnte, erst mit der Bronzezeit ein. Aus dieser allerdings stammen Funde wie die große Kreise, welche über mehrere Jahrhunderte als Kultplätze genutzt wurden, ein dichtes Netz an Siedlungen sowie die dazugehörigen Gräber - ein Querschnitt also durch das Leben in der Bronzezeit. Von der Bronzezeit ging die Besiedelung in die nachfolgende Hallstattzeit und die Latenezeit über, aus denen eine ähnliche Funddichte, wie in der Bronzezeit vorliegt. Die Kelten werden dann von den Römern gefolgt, von denen es bei Neufahrn eine Zusammenführung dreier Römerstrassen gab. Typischerweise gab es durch das Zusammentreffen dieser alten Wege hier auch einige Ansiedlungen, sowie ein größeres Backhaus. "Der Vorgänger von Müller Brot", scherzte Neumair. von den vielen aufgedeckten Gräbern aus der römischen Kaiserzeit fasziniert das, des Römers Marcus besonders. Sein Name konnte durch eine Gefäßinschrift ermittelt werden. In seinem Grab fanden sich rund 20 Objekte, die ihm als Beigaben mitgegeben wurden. Bei Fürholzen führte eine Übergangsstelle über die Moosach, an der man sogar noch Holzreste und zahlreiche andere Funde bergen konnte. Mit Zerfall des römischen Reiches setzte auch in Neufahrn das Frühmittelalter ein und mit ihm allmählich auch die Christianisierung der Bevölkerung. Auch hier findet sich abermals ein dichtes Siedlungsnetz mit vielen Holzbauten, Gräbern und Brunnen. Einige der Gräber waren reich mit Beigaben ausgestattet. Diese allerdings werden mit der fortschreitenden Christianisierung immer weniger. Auch das Siedlungsverhalten änderte sich von einer breitflächigen Streuung hin zu einer Zentralisierung um die ersten Kirchen, weshalb mittelalterliche Siedlungsstellen irgendwann nicht mehr feststellbar sind - aus dem einfachen Grund, da sie sich genau unter den heutigen alten Ortskernen befinden.
Das zahlreiche Publikum würdigte den Vortrag mit tosendem Applaus. Nach dem Vortrag gab es innerhalb der Zuhörerschaft noch angeregte Unterhaltungen und Diskussionen, was das große Interesse zeigt.



Fotos: Scheidl Lorenz



 

 

- 29.02.2012 -

Quantensprung in der geophysikalischen Prospektion - Faszinierender Vortrag von Dr. Immo Trinks

Immo Trinks begann seine archäologische Karriere mit 4 Jahren, als er eine vorgeschichtliche Pfeilspitze aufgelesen hat. Mit etwa 13 Jahren wirkte er bei Grabungen des archäologischen Vereins mit, anschließend machte er seinen Zivildienst beim Landesamt für Denkmalpflege und studierte danach Geophysik. Die Geophysik führte ihn bald wieder zurück zur Archäologie, denn heute ist er beim Ludwig Boltzmann Institut in Wien in der archäologischen Prospektion tätig. Diese hat sich seit ihren Anfängen vor gar nicht so langen Jahren enorm verändert. Hat man vor 20 Jahren noch einen ganzen Tag an der Magnetometerprospektion von 50 x 50 Metern verbracht, so lassen sich heute mit hochmobilen Geräten in derselben Zeit einige Hektar Land vermessen. Die Fahrzeuge legen ihre Bahnen dabei mit teilweise 35-60 km/h zurück! Vormals zog man die Messwagen noch in Schrittgeschwindigkeit und per Hand über die Felder. Vorwiegend arbeitet das Institut mit den Verfahren Magnetometermessung und Bodenradar, wobei die Ergebnisse verblüffend genaue Einblicke in den Boden erlauben. Grundrisse von Gebäuden lassen sich gestochen scharf rekonstruieren und sogar Pfostenlöcher sind auf den Ergebnissen exakt erkennbar. Trinks referierte nicht nur über den Quantensprung der Technik, die sich weiter im Eiltempo noch mehr verbessert, sondern zeigte auch Fotos und animierte Bilder von seiner Arbeit und den Ergebnissen. Beispiesweise erlebten die Zuhörer eine Exkursion in den archäologischen Untergrund des Umfeldes von Stonehenge, wo, bislang weitgehend unbekannt, faszinierende Bauten versteckt sind. Auch die römische Gladiatorenschule in der ehemaligen Römerstadt Carnuntum konnte von Trinks Team vermessen werden. Aus den Ergebnissen wurde eine animierte 3-D Show erstellt, in der man das ehemalige Gebäude nochmals in seiner vollen Pracht erleben kann - wohlgemerkt sind dies jedoch Rekonstruktionsversuche, wie es denn ausgesehen haben könnte, denn den Wiederaufbau verschwundender Bauwerke kann selbst die moderne Prospektion nicht leisten.
Wie wichtig Prospektion ist, bekräftigte auch Erwin Neumair, der nur auf die vielen Fundstellen im Landkreis Freising verwies, die in noch sehr mühevoller Arbeit durch Felderbegehungen kartiert wurden.
Das Publikum applaudierte nach Ende des Vortrags begeistert und freut sich bereits auf den nächsten Dozenten, Prof. Krause, der am 12.03. im Löwentorgebäude, Hörsaal 14, Hochschule Weihenstephan über die neuesten Erkenntnisse zu Bernsdorf referiert. Die Vorstandschaft freut sich über zahlreiches Erscheinen!


Fotos: Bruno Poschner


 

 

- 29.02.2012 -

Homepage wieder verfügbar

Aufgrund technischer Probleme mit den Servern unseres Webspaceanbieters war unsere Homepage leider die letzten Tage nicht verfügbar. Wir bitten die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen.


 

 

- 07.02.2012 -

Die Erdmännlein von Alpersdorf und ein unterirdischer Gang im Ortskern - Neue Erkenntnisse zu Erdställen in Mauern

In Mauern berichtete bereits Josef Wenzl über einen unterirdischen Gang, den er wage beschrieb, dessen Lage aber nicht mehr angeben konnte. Nach längeren Recherchen sind nun wertvolle Schriftstücke des damaligen Untersuchers, Pfarrer Thomas Hartig, aufgetaucht. Aus ihnen lässt sich die exakte Lage des Erdstalles angeben und sein Aussehen gut rekonstruieren. Der Erdstall bestand aus einem Hauptgang, der ab Einbruchstelle 12 Meter lang war. Von ihm zweigten zwei Seitengänge ab, von denen einer nach 10 Metern schon zur damaligen Zeit verstürtzt war, der andere aber nach 10 Metern an eine Treppe mündete. Nach der Überwindung von 1,5 Metern Höhenunterschied erreichte man nach etwa 6 Metern eine kleine Halle mit 3 Seitenkammern/ Nischen. Auch Seitennischen, evtl. Lampennischen sind überliefert. Somit handelt es sich hier um einen typischen Erdstall mit seinen charakteristischen Merkmalen. Lediglich Durchschlüpfe sind keine angegeben, was aber nicht heisst, dass es nicht im verstürtzten Teile welche gabe, oder aber sie einfach damals nicht als solche erkannt oder dokumentiert wurden. Die Ermittlung der genauen Lage war zunächst schwierig, da nur von der Nähe zu einer Ziegelei gesprochen wurde und sich die Nachforschungen zunächst auf die Ziegelei in der heutigen Hochfeldstrasse/ Ziegelfeld konzentrierten. Eine Skizze in den Unterlagen aus dem historischen Atlas von Ohlenschlager brachten dann den entscheidenden Hinweis auf eine weitere Ziegelei in der Schupfloh. der Flurname allein weist bereits auf einen Erdstall hin. Die Flurstücke aus dem Atlas decken sich mit Äckern auf moderneren Karten und somit kann die Lage des Erdstalles sehr genau mit der heutigen Schupfloh, Ecke Hofmarkring angegeben werden. Damit sind wohl leider auch die letzten Reste durch die Baumaßnahmen des Ortsteils Mauern - Alpersdorf zerstört worden. Das Lesen des Heftes "Sagen und Geschichten aus der südlichen Hallertau" brachte dann noch einen letzten Hinweis auf den Gang zu Tage, nämlich folgende Erzählung: 

Ein junger Dienstknecht, der es mit dem Nachhausegehen von der Tanzmusik und vom Wirtshaus nicht allzugenau nahm, fand an seinem Dienstplatz die Haustür verschlossen und übernachtete deshalb im Stadl im Stroh. Da hörte er bei Nacht ein geheimnisvolles Wispern und Rauschen. Als er nun schaute, was das war, sah er im Morgengrauen mehrere kleine Gestalten auf dem Hof und in den Ställen herumhuschen. Nun trieb ihn die Neugierde und er wollte sehen, was die Männlein wollten. Als diese sahen, dass sie beobachtet wurden, verschwanden sie eiligst in Richtung Schupfloh und waren plötzlich vom Erdboden verschwunden. An der Stelle aber, wo sie in die Erde verschwanden, hat man viele Jahre später eine Erdhöhle entdeckt, deren Entstehung sich niemand erklären konnte.


Räumliche Skizze des Alpersdorfer Erdstalles, nach Angaben Prälat Dr. Hartig 1858.

Den zunächst dürftigen Hinweisen bei den  Recherchen zu dem Erdstall in der Schupfloh ist es zu verdanken, dass ein weiterer unterirdischer Gang im Ortskern erst "entdeckt" werden konnte. So wusste Herr Hundseder, der das ehemalige Jagdhaus bewohnt, zu berichten, dass angeblich ein unterirdischer Gang vom Schloss Mauern nach Isareck führen solle. Dieser wäre auch schon angegraben worden. Seine Frau machte detaillierte Angaben zur Lage eines Gangstückes, das bei Bauarbeiten angebaggert wurde. Es führte von der Südseite des Wirtschaftsgebäudes des Pfarrhofes in Richtung Pfarracker. Der Dorfchronist, Erwin Braun wusste von einem angegrabenen Gangstück während des Saalbaus beim Alten Wirt 1965. Auf Nachfrage bei Karl Pichlmaier, dem Wirt, machte dieser sehr detaillierte Angaben und fertigte eine kleine Skizze. Der Gang kam aus Richtung Wirtshaus, also vom Schlossareal her, machte dann einen scharfen Knick nach Nordost und war dort von der Bauzufahrt zum heutigen Saal bereits verschüttet. Der Gang hatte etwa 1,50 m Breite auf 1,60 m Höhe und in der Hinterwand befand sich eine exakt gearbeitete Lampennische. Insgesamt fiel im damals die absolut exakte Bauweise des Ganges auf. Es gibt auch Hinweise auf ein weiteres Gangstück, das evtl. vom alten Rübenkeller in der Schmiedgasse, über den Pfarrkindergarten, weiter in Richtung Pfarrheim führte. Somit ergeben sich sehr viele Hinweise auf einen weiteren typischen Erdstall im Ortskern von Mauern. Bei den anstehenden Baumaßnahmen zum Kindergartenneubau des Pfarrkindergartens muss also äusserste Aufmerksamkeit walten, um weitere Hinweise auf den Erdstall nicht zu übersehen. Mauerner Bürger, die zudem noch Hinweise auf weitere Gangstücke geben können sind herzlich aufgefordert, uns diese mitzuteilen!

Kontakt: lorenz.scheidl@web.de


Räumliche Skizze des Gangstückes, das 1965 beim Bau des Saales der Gaststätte Alter Wirt aufgedeckt wurde. Skizze nach Angaben von Karl Pichlmaier

Neuere Erkenntnisse und detaillierte Berichte finden sie zeitnah hier und dann auch im nächsten Heft "Archäologie im Landkreis Freising"


 

 

 

- 18.01.2012 -

Prof. Dr. Zink begeistert mit Ötzi-Vortrag

Der archäologische Verein und die Hochschule Weihenstephan haben am 17.01.2012 zum Ötzi Vortrag in den Hörsaal 14 der Hochschule Weihenstephan geladen und diese Einladung wurde von über 200 Zuhörern angenommen. Nach Grußworten von Erwin Neumair, dem 1. Vorsitzenden und Prof. Hermann Heiler, dem Präsidenten der Hochschule, wuden die Zuschauern mitgenommen auf eine Reise durch das Leben des Eismannes. Die Faszination von Ötzi, der in den frühen 90er Jahren von Wanderern entdeckt wurde, ist seither ungebrochen. Immer wieder offenbart die Mumie neue Details zum Leben in der beginnenden Kupferzeit. So konnten Prof. Zink und sein Team die Art des Todes von Ötzi klar nachweisen. Eine Pfeilspitze, die hinterrücks auf ihn abgefeuert wurde und ein großes Blutgefäß zerrissen hat, zusammen mit einem schwerwiegenden Schädel-Hirn-Trauma, waren gleich beides absolut tödliche Verletzungen. Die Spurenlage beweist ganz klar, dass der Auffindeort Ötzis auch sein Todesort war an dem er vielleicht ausgeraubt, vielleicht aber auch aus anderen Gründen umgebracht wurde. Auch die Zeit vor seinem Tod kann man, dank modernster naturwissenschaftlicher Methoden, nun rekonstruieren. Ötzi verbrachte seine Kindheit wohl im Bereich des Pustertals und die letzten 10 Jahre seines Lebens in der Umgebung seines Auffindeortes - er war also Einheimischer. Das er viel in den Bergen unterwegs war beweisen auch seine Wehwehchen: Ötzi litt an Rückenschmerzen und an Knieproblemen - typisch für Bergwanderer. Auch die getragene Ausrüstung und Kleidung sind zweckmässig für ein Leben in den Hochlagen. Selbst der Mageninhalt konnte jüngst geborgen werden und wird aktuell untersucht, wobei bereits jetzt feststeht, dass es sich weitgehend um Fleisch des Steinbocks handelt. Faszinierend hierbei ist auch die Tatsache, dass Ötzi nachweislich kurz vor seinem Tod noch reich gespeist hat, was also die Theorie von einer Flucht ganz klar widerlegt. Auch für seine Gesundheit hat der Gletschermann gesorgt. In seiner Ausrüstung fand man fiebersenkende Pilze. Seine Tätowierungen deuten auf Heilbehandlung seiner Wehwehchen hin, befinden sie sich doch genau an den bekannten Akkupunkturpunkten für derartige Leiden. 
Im Anschluss an den Vortrag folgte eine rege Diskussions-und Fragerunde, wo beispielsweise nach der Jahreszeit des Todes gefragt wurde, die sehr präzise mit dem späten Frühjahr, bzw. dem frühen Sommer angegeben wurde, wie Pollenfunde der nur da blühenden Hopfenbuche, in Ötzis Atemwegen beweisen. Prof. Dr. Zink hat die Besucher herzlich dazu eingeladen, die Sonderausstellung "Ötzi20" in Bozen, die nochmals ein Jahr verlängert wurde, zu besuchen und bedankte sich für das große Interesse und die angeregte Diskussion. Erwin Neumair überreichte dem Dozenten, als Dank für den überragenden Vortrag noch einen Präsentkorb. 

Der archäologische Verein bedankt sich für das zahlreiche Erscheinen und das große Interesse an dieser Veranstaltung und legt den Besuchern unser weiteres Wintervortragsprogramm nahe. Der nächste Vortrag findet am 28.02. statt. Dr. Immo Trinks referiert über die moderne Magnetometerprospektion und unter anderem seinen Entdeckungen im Umfeld von Stonehenge.  
zum Vortragsprogramm



Dies ist ein Platzhalter. Die Gallerie wird nur Online angezeigt.
An dieser Stelle erscheint/en die Gallerie(n) Ötzi_Vortrag.htm;

 

 

- 10.01.2012 -

Homepage in neuem Kleid!

Wie sie sicherlich bereits bemerkt haben, wurde die Homepage des archäologischen Vereins in den letzten Wochen komplett überarbeitet. Die Übersicht wurde von uns nochmals deutlich verbessert. Grafiken können nun um Einiges besser präsentiert werden, allerdings müssen wir hier die einzelnen Unterseiten nach und nach umstellen, was noch etwas dauern kann. Eine weitere Neuerung ist die Slideshow in der Kopfzeile, wo sie zukünftig durchlaufende Bilder von Einzelfunden, Grabungen und Aktivitäteten bewundern können, welche von uns auch nach und nach hochgeladen werden. Für Probleme, Fragen und Anregungen zu unserer Webpräsentation wenden sie sich bitte an den Webmaster: lorenz.scheidl@web.de

Wir wünschen ihnen viel Spass mit der neuen Homepage!


- 10.01.2012 -

Sehr schöner Schuhleistenkeil gefunden

Immer wieder erhält der archäologische Verein interessante Neufunde. So auch jüngst von Bernhard Kleeberger, der bei Kirchamper, nähe Moosburg, einen Schuhleistenkeil aufgelesen hat. Das überaus schöne Stück misst stolze 23 cm und datiert etwa um 5300 v.Chr. und kann somit der Bandkeramik zugeordnet werden. Vielen Dank an dieser Stelle an den Finder, der mit diesem Fund die Geschichte des Moosburger Raumes weiter bereichert hat.