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Zolling


 

Zolling liegt im zentralen Landkreis Freising. Die Gemeinde wird von der Amper durchflossen, wobei die Südhanglagen des Flußtales teilweise ideale Siedlungsbedingungen bieten. Dieser Umstand führte zu einigen bedeutenden archäologischen Entdeckungen. Neben vielen Lesefunden von Keramik und Steinwerkzeugen wurden auch mehrmals archäologische Untersuchungen durchgeführt.

Neolithikum

Im Ortsteil Palzing hatte sich Michael Völkl aus Palzing für die 1200-Jahrfeier des Ortes Palzing im Jahre 2007 ein besonderes Geschenk ausgesucht. Er hatte auf seinem Acker nördlich des Orts an der Straße nach Wolfersdorf beim Pflügen vorgeschichtliche Scherben entdeckt und dem Vorsitzenden des Archäologischen Vereins im Landkreis Freising e.V. vorgelegt. Eine Besichtigung der angeackerten Gruben ergab eine hohe Gefährdung des Bodendenkmals, vor allem durch Erosion, so dass eine Untersuchung angezeigt war. In Absprache mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und mit Genehmigung durch den Landkreis Freising führten dann Mitglieder des Vereins Untersuchungen durch, bei der nur mehr wenige Gruben mit geringer Resttiefe entdeckt wurden. Das Material stammt sowohl aus der mittleren Jungsteinzeit (4900 - 4200 v. Chr.) wie auch aus der Keltenzeit und bereichert damit gerade zum Jubiläum die Geschichte des Ortes.

Im Ortsteil Palzing wurde bereits 1982  aus der Luft ein Grabenwerk auf der Niederterrasse im Ampertal entdeckt. Um Zeitstellung und Struktur der Anlage zu klären, wurde 1993 ein 86,5 m langer Profilschnitt durch das Werk gezogen. Die im Profil erkennbaren Spitz- und Sohlgräben lassen auf ein mindestens zweiphasiges Grabenwerk schließen.
Wenige Scherben aus den Gräben und Gruben datieren die Anlage zumindest in diesem Teil in die Chamer Gruppe (3.500 - 2.700 v. Chr.). Bedeutend ist dieser Fund insofern, dass im Landkreis Freising Funde der Chamer Gruppe bislang weitgehend fehlen.

Im Ortsteil Flitzing wurde 2016 und 2017 ein Siedlungsareal des Mittelneolithikums ergraben. Es konnten zahlreiche Vorratsgruben entdeckt werden. Die Funde dieser Grabung wurden mittlerweile dem Archäologischen Verein übereignet und befinden sich in der Auswertung.

Frühmittelalter

Beim Humusabtrag als Vorbereitung für Kiesabbau kamen 1957 frühmittelalterliche Hausspuren und zugehörige Bestattungen (Hofgrablegen) im Bereich Anglberg zum Vorschein. Dank der großartigen Zusammenarbeit der Firma Kronthaler mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege konnten die Hinterlassenschaften dokumentiert werden.Die Fundstelle liegt im nördlichen Ampertal auf der überschwemmungsfreien Niederterrasse direkt am Rand zur Amperaue.

Nach Süden und Westen zu konnte wahrscheinlich die Grenze der Siedelfläche erreicht werden. Hingegen wurde die Untersuchungen gegen Norden und Osten zu durch den dort lagernden Humusabraum verhindert. Einige Objekte werden vermutlich unbeobachtet zerstört worden sein.
Dennoch konnte durch die Ausgrabung in Anglberg erstmals in Bayern ein guter Einblick in eine frühmittelalterliche Siedlung gewonnen werden. Das oder die Gehöfte bestanden aus einem größeren Pfostenwohnhaus, mehreren eingetieften Grubenhäusern und kleineren Hütten für handwerkliche Tätigkeiten, als Ställe und Scheunen; ein Brunnen versorgte die Menschen mit Trinkwasser. Sich überlagernde Hausflächen mit unterschiedlicher Orientierung zeigen, dass die Siedlung längere Zeit bestanden hat.

In den Grubenhäusern und Pfostengruben fanden sich viele Keramikscherben, eiserne Nägel und Messer, Eisenschlacken, eine Spinnwirtel und mehrere Webstuhlgewichte. Die Anhäufung der Webgewichte in einer Hütte wird dadurch zu erklären sein, dass dort ehemals ein Webstuhl gestanden sein wird. Auch die Spinnwirtel beweist lokale Textilverarbeitung.

Drei Grabgruppen mit je 5-6 Gräbern wurden jeweils am Rande des Siedlungsbereiches beobachtet. Die Bestattungen waren zwar beigabenlos, in den Grabgruben fanden sich jedoch Überreste der frühmittelalterlichen Siedlung (Keramikscherben, Eisenschlacken, Tierknochen). In den Gräbern wurden die Hofbewohner bestattet (so genannte Hofgrablegen), bevor die Beerdigung bei der Kirche die Regel wurde.
Über die Keramik lässt sich die Siedlung von Anglberg in spätmerowingisch-karolingische Zeit datieren (Ende 7. bis 9.Jh.).

Plan der frühmittelalterlichen Siedlungshinterlassenschaften und der drei Grabgruppen (schwarz).
Links unten ist die Kante zur Amperaue eingezeichnet, nach Osten und Norden zu (rechts und oben) wurde die Grenze der Siedlung nicht erreicht.

 

links: Webstuhlgewicht aus Ton (Durchmesser: ca. 9,5 cm); rechts: Messer (Länge: 16 cm) und Nadel/Nagel aus Eisen.