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Neolithikum - Jungsteinzeit


Altneolithikum - Linienbandkeramik

Die Neolithisierung Mitteleuropas veränderte den Menschen und seine Lebensweise nachhaltig und mehr als alle anderen folgenden Errungenschaften. Der Begriff der "neolithischen Revolution" bringt die Änderungen im 6.Jt. v.Chr. auf einen Nenner: produzierende Wirtschaftsweise (Ackerbau und Viehhaltung), Sesshaftigkeit, Vorratshaltung, Hausbau mit einem sich herauskristallisierenden Holzhandwerk und -werkzeugen (geschliffene Steinbeile und -äxte), Keramikherstellung.
Wie der Vorgang der Neolithisierung genau vor sich gegangen ist, ist stellenweise noch unklar. Heutzutage geht man jedoch davon aus, dass hier lebende mesolithische Jäger und Sammler sich im Laufe der Jahrhunderte neolithische Techniken angeeignet haben und mit einem dann erreichten hohen kulturellen Stand in ungemein kurzer Zeit die neolithische Bauernlebensweise vollständig übernommen haben; quasi als Paket zusammen mit Kulturpflanzen und Haustieren, von denen manche hier nicht domestiziert worden sein können, da sie aus dem Vorderen Orient stammen (z.B. Schaf und Ziege oder Emmer und Einkorn).
Die veränderte Lebensweise ließ den Menschen grazilisieren: Der Mensch veränderte sich vom robusten Cro Magnon-Typ hin zum feingliedrigen Typ (weniger Jagen, weniger Fleischnahrung).
Die Linienbandkeramiker - benannt nach der typischen Zierweise ihrer Keramik - besiedelten zuerst die Lössgebiete (mit besten Böden), und mit diesen altneolithischen Bauern beginnt die kontinuierliche Besiedlung des Freisinger Landkreises.
Mehrere Familien siedeln in Weilern zusammen und wohnen in gewaltig großen Mehrfunktionshäusern mit Wohn-, Lager- und Stallteil. Selten sind diese Weiler von Palisaden- oder Grabenanlagen umgeben.
Wir kennen zwar bayerische Friedhöfe aus dieser Zeit mit mehr als 100 Bestattungen, insgesamt sind bandkeramische Gräberfelder jedoch sehr selten. Die Toten werden unverbrannt in liegender Hockerlage oder verbrannt mit Tracht und Beigaben bestattet.

Ausgewählte Altneolithische Funde:

links oben: Kultgefäß von Murr
oben rechts: Steinbeile von Mauern/ Wollersdorfer Feld
unten Mitte: Silexbohrer von Mauern/ Wollersdorfer Feld
unten rechts: Vorder- und Rückseite eines Idols von Mauern/ Wollersdorfer Feld

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fundstellen (mit Grabungen belegt):
 
Mauern Alpersdorf und Mauern Wollersdorfer Feld, Ziegelberg, Murr, Kirchamper, Niederhummel

 


 

Mittelneolithikum (MNL)
- Stichbandkeramik und Oberlauterbach/Südostbayerisches MNL (SOB)

Nach der langen altneolithischen Phase mit lange Zeit unverändertem Formengut findet mit dem Mittelneolithikum ein Kulturwandel statt. Nun werden gegenüber früher kürzere Häuser gebaut, die einen schiffsförmigen Grundriss (vorher gerade Seiten) aufweisen.
Die gewaltigen Kreisgrabenanlagen aus Niederbayern stellen die imposantesten Bauwerke des bayerischen Mittelneolithikums dar. Ihre Funktion konnte von archäologischer Seite her noch nicht eindeutig geklärt werden, einiges spricht jedoch für Anlagen, die sich nach astronomischen Gegebenheiten richteten (Sommersonnwende etc.) und daher in einem kultischen Zusammenhang stehen dürften.
Löss ist noch immer das bevorzugte Siedlungssubstrat, selten besiedeln die Menschen nun aber auch lössfreie Flächen.
Mittelneolithische Gräber - z.B. aus Rast - sind ebenso wie in den Jahrhunderten zuvor selten. Zumeist wurden die Toten gestreckt auf dem Rücken liegend bestattet.

Auswahl mittelneolithischer Funde: 

rechts unten: Gefäß der Gruppe Oberlauterbach von Mauern Alpersdorf
oben: Stichbandkeramisches Haus von Mauern Alpersdorf
links unten: Silexhaufen von Mauern Wollersdorfer Feld

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

Jungneolithikum - Münchshöfener Kultur und Altheimer Kultur

Das Aufkommen der Münchshöfener Kultur stellt einen Bruch mit dem Vorhergehenden dar. Sie lässt sich zwar von der östlich beheimateten Lengyel-Kultur ableiten, hat sich jedoch eigenständig weiterentwickelt. Mit dem Jungneolithikum zersplittert das jahrhundertealte einheitliche Kulturgefüge überall in Mitteleuropa in kleinräumige Gruppierungen.
Benannt wurde die Münchshöfener Kultur nach dem Fundort Münchshöfen, Gde. Oberschneiding, Lkr. Straubing-Bogen/Ndb. 
Hausbau, Keramik- und Silextechnologie, Totenbrauchtum und Siedlungsverhalten veränderten sich und somit jeder Lebensbereich. Die agrarischen Fähigkeiten sind nun so weit gediehen, dass gleichermaßen Löss- und lössfreie Gebiete besiedelt werden.
Ihre auffallende Armut an Silex- und Steingerätschaften zusammen mit dem Auftauchen erster Kupfergegenstände, lässt daran denken, dass mit dieser Kulturgruppe im süddeutschen Raum erstmals Kupfergerät im nennenswerten Umfang verwendet wurde. Im Zusammenhang mit Kupfer dürfte auch die Verbreitung der Münchshöfener Kultur gesehen werden. Erstmals dringen in unserem Raum neolithische Kulturen weiter Richtung Süden und in die Alpen vor (Inntal).
Hausgrundrisse waren bis zur Aufdeckung solcher in Murr unbekannt. Die münchshöfenzeitlichen Siedlungsgruben liegen teilweise innerhalb von Befestigungsanlagen, wie auch in Murr.
Bestattungen sind die Ausnahme; meist handelt es sich dabei um Sonderbestattungen in Siedlungsgruben, die teilweise den Anschein von Leichnamsentsorgung erwecken.

Der Übergang zur Altheimer Kultur verläuft zwar fließend, jedoch stellen die zumeist groben unverzierten Keramikgefäße der Altheimer Kultur gegenüber den aufwändig verzierten Müchshöfener Feinkeramiken etwas völlig Neues dar.
Der namensgebende Ort Altheim liegt in der Gemeinde Essenbach, Lkr. Landshut/Ndb. Dort wurde im 19. Jh. eine große Befestigungsanlage ausgegraben.
Leider kennen wir aus dieser Periode noch keinen Hausgrundriss aus Mineralbodensiedlungen. Feuchtbodensiedlungen - besser unter dem Begriff "Pfahlbausiedlungen" bekannt - an Seeufern oder in feuchten Talgründen bieten hingegen einen guten Einblick in die Siedelweise der Altheimer Menschen.
Hervorzuheben ist wiederum die Kupferverarbeitung und die -verteilung im nördlichen Alpenvorland. Zu der Ost-West-Verbindung trat vor der Mitte des 4.Jt. v.Chr. eine Nord-Süd-Verbindung über den Alpenhauptkamm an die Seite, die über wunderbar gearbeitete Dolche aus oberitalischen Silex nachgewiesen werden kann. Mediterrane Pflanzennachweise (Hartweizen, Winterlein, Dill etc.) aus bayerischen altheimzeitlichen Siedlungen deuten auch andere von Süden her transportierte Güter an.

Auswahl jungneolithischer Funde: 

links: Bestatung der MHK von Ziegelberg
oben rechts: Vorratsgefäß der MHK von Mauern Wollersdorfer Feld
Mitte rechts: Hochzeitsbecher der MHK von Murr
Unten: Doppelbestattung der MHK von Murr

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Endneolithikum/Kupferzeit
- Chamer Kultur, Kultur mit Schnurkeramik und Glockenbecherkultur

Die Leute der Chamer Kultur (von Cham in der Oberpfalz) haben erstmals flächig die Ränder des Bayerischen Waldes besiedelt. Sie mussten daher eine Wirtschaftsweise entwickelt haben, die es ihnen ermöglichte, auch in diesen siedlungsungünstigen, zuvor gemiedenen Räumen zu überleben. Die Beziehungen über den Alpenhauptkamm hinweg nach Oberitalien haben sich sogar noch intensiviert, und aus Kärnten wurde Chamer Keramik bekannt. Erstaunlicherweise und bislang unerklärlich kam anscheinend die Kupferverarbeitung während dieser Zeit nahezu zum Erliegen.
Die Kultur entwickelte sich durch Einflüsse aus der im östlichen Donauraum beheimateten Badener Kultur (von dem Ort Baden bei Wien), von der in den letzten Jahren einige Fundstellen in Bayern bekannt wurden.
Bedeutend sind die Erdwerke, Hausgrundrisse kennt man aber auch aus dieser Zeit keine.
Gräber der Chamer Kultur sind auch weiterhin unbekannt. Jedoch ist ein Toter der zeitgleichen oberitalienischen Remedello-Kultur jedem ein Begriff: "Ötzi", die Mumie, die 1991 auf dem Similaun nach mehr als 5000 Jahren vom Gletscher freigegeben wurde.
Die jüngere Chamer Kultur überlappt sich zeitlich mit der älteren Kultur mit Schnurkeramik. Befunde in den Chamer Erdwerken deuten an, dass viele dieser Anlagen ein gewaltsames Ende fanden. Vielleicht haben wir darin den Nachweis eines gewaltsamen Überprägens durch die schnurkeramische Kultur, deren Wurzeln in Mitteldeutschland zu suchen sind und die innerhalb kurzer Zeit in Nord- und Mitteleuropa einen einheitlichen Kulturhorizont schuf.

Im Gegensatz zu allen vorangegangenen Perioden ist die Schnurkeramik nicht durch Siedlungen sondern erstmals durch Gräber geprägt. Mit ihr wird wieder vermehrt Kupfer verarbeitet.
Charakteristisch für die Kultur mit Schnurkeramik ist die Hockerbestattung in Rückenlage, wobei Männer und Frauen unterschiedlich orientiert sind. Die Köpfe der Männer wurden im Westen, die der Frauen im Osten gebettet, jeweils mit Blick nach Süden. Den Toten wurden nicht nur die namensgebenden mit Schnureindrücken verzierten Becher, sondern auch Äxte, Beile, Dolche und Pfeile beigegeben. Dolche und Pfeil und Bogen wurden von der Chamer Kultur übernommen ebenso wie Stichverzierungsarten auf der Keramik.
Die Schnurkeramiker nehmen als erste die Münchner Ebene (nahezu) flächig in Besitz. Weitere Nachweise finden sich bis an den Alpenrand. Überhaupt besiedeln die damaligen Menschen erstmals flächig auch weniger fruchtbare Gebiete. Vielleicht lag dies an einer mehr viehhalterisch geprägten Wirtschaftsweise.
Die weitest gehende Einheitlichkeit der schnurkeramischen Kultur über weite Gebiete Mittel- und Nordeuropas ist nur durch gegenseitige Kontakte der einzelnen Regionalgruppen möglich, um Neuigkeiten, Güter und Gedankengut auszutauschen. In diesem Zusammenhang dürfte das in dieser Zeit domestizierte Pferd als Reit-, Pack- und Zugtier gute Dienste geleistet haben.

Ähnliches wie für die Kultur mit Schnurkeramik gilt für Glockenbecherkultur. Beide existierten zeitweise gleichzeitig nebeneinander und werden auch unter dem Begriff "Becherkulturen" versammelt. Wir kennen nahezu ausschließlich Gräber aus dieser Zeit - wenn auch leider keines aus dem Freisinger Landkreis.
Streng kanonisch wurden die Toten in seitlicher Hockerlage bestattet, wobei wiederum die Geschlechter unterschiedlich behandelt wurden: Lagen die Männer mit Kopf im Norden auf der linken Seite, kamen die Frauen mit Kopf im Süden auf der rechten Seite zum Liegen; beide blickten demnach gen Osten Richtung aufgehender Sonne. Als Beigaben in diesen Gräbern finden wir die typischen metopenverzierten Becher in umgedrehter Glockenform, Kupferdolche und Pfeile oder Schmuck und Trachtausstattungen, u.a. die ältesten Bernsteinobjekte Bayerns (Ingolstädter Raum).
Die ältere Glockenbecherkultur Bayerns ist ein Teil eines einheitlichen Glockenbecherkomplexes in Mittel- und Westeuropa bis nach Großbritannien, Spanien und Italien reichend. Gegen Ende der Glockenbecherkultur bilden sich wieder Regionalgruppen heraus, und die bayerische so genannte Begleitkeramik ist nur mehr unverziert.
Der Übergang zur nachfolgenden Bronzezeit verläuft ohne Bruch. Vielmehr wird es sich um die gleichen Träger handeln, die nicht nur die Bestattungssitte nahezu unverändert beibehielten, sondern auch den glockenbecherzeitlichen Formenschatz übernahmen und weiterentwickelten.

Endneolithische Fundstellen im Landkreis Freising

Allershausen-Unterkienberg: Keramikdeponierungen der Glockenbecherkultur

Murr: Schnurkeramisches Grab mit Kreisgraben

Nandlstadt: endneolithische Pfeilspitze

Zolling/ Palzing: Erdwerk der Chamer Gruppe